verspätete Weihnachtspost

Es ist noch nicht zu spät: ein Nachgang zum 4. Advent.

Ein Ofen in Freilassing in Oberbayern glühte, es gab schlaflose Nächte, jede Menge Vorabplanung und Zusammenarbeit. Für die Teilnahme an der:

Zum 3-tägigen Weihnachtsmarkt in der Lokwelt Freilassing (Eisenbahnmuseum an der Grenze zu Salzburg) buk ich viele viele Plätzchen in der Küche meiner Mutter. Dazu traditionelle englische Mince Pies. Das sind mit Trockenfrüchten gefüllte Mürbteigtörtchen, in denen sich KEINE Minze befindet, der Name kommt von “zerkleinerter Masse”, früher Fleisch, heute Rosinen und Co. mit etwas Fett und Zucker. Die Mince Pies fehlen auf keiner, wirklich gar keiner vorweihnachtlicher Veranstaltung in Großbritannien. Das kann man gar nicht genug betonen. Sie sind außerhalb relativ unbekannt, denn außerhalb der – auch hier Ende August beginnenden – Kommerz-/ Weihnachtssaison sind die Mince Pies nicht zu finden.
Wegen der Authentizität des Gebäcks schleppte ich sogar Christmas Cake, der durchziehen muss und deshalb vorgebacken wurde, im Koffer aus England an. Auch hier ist in den Rezepten eine Trockenfruchtlastigkeit zu bemerken. Im Rührteig mit Mandeln und Nüssen und Orangeat dicht an dicht finden sich Rosinen, Sultaninen, Korinthen – und was einem sonst noch so an Früchten einfällt. Damit die Kuchen keine Purzelbäume im Aufgabekoffer erleben mussten, wurden sie in innen gepolsterten Blechdosen in einer nur ihretwegen ausgewählten Sporttasche als Handgepäck transportiert. Ich war felsenfest davon überzeugt, an der Sicherheitsschleuse im Flughafen gesondert “durchleuchtet” zu werden. Überraschung: sie gingen glatt durch. Weihnachtskuchen in Dosen hatten sie wohl schon öfters im Scanner.

Besonders beliebt im Verkauf in England und in Bayern: die englischen Ingwer-/ Gewürzkekse. Englischsprachige Ingwerkekse. Es handelt sich um ein Rezept, das ich vor Jahren von einem australischen Blogger aus dem Internet gezogen und leicht abgeändert habe. Passt, wackelt und hat Luft. Den richtigen Riecher gehabt, dieses Rezept ist ein Renner. Könnte ich jeden Tag essen.

Am Flughafen wurde ich also nicht gefilzt, doch selbst gefilzt habe ich dies:

Die Füße der Mini Christbäumchen hat mein Vater aus Ästen geschnitten und die Stämme, bestehend aus Bleistiftstummeln, darin eingesetzt. Die Verzierungen bestehen aus Perlen, die ich teilweise seit meiner Kindheit habe. Besser als jeder Modelleisenbahnwald!

Plätzchentüten vor der riesigen Modelleisenbahn. Im Hintergrund eine der Lokomotiven der Lokwelt. Angebot schlägt jedes Bordbistro;-)

In Supermärkten heißt so etwas “non-food” Abteilung. “Nicht-Speisen”; bei meiner Schwester und mir besteht die nicht essbare Ecke unseres Standes aus selbstgestrickten bzw. gehäkelten Spül-Lappen, gefilzten Christbäumen, Fröbelsternen aus Papier und Geschenktüten. Erste Klasse.

In Nordengland habe ich einen Teil meines Geldes als Marktbäckerin verdient. In Plymouth strebe ich das nicht mehr an, doch zum Abschluss fand dieser als bayerisch-englische Weihnachtsbäckerei angekündigte Stand statt.
Insgesamt ein recht erfolgreicher Markt. Dazu nette Gespräche mit alten und neuen Bekannten und das Gefühl, die harte Arbeit hat sich bezahlt gemacht. Eine vollere Kasse als zuvor ist immer ein guter Hinweis.

Mein Dank gilt meiner Familie, die bei dem anstrengenden Spaß / Ernst mitgemacht hat! Und der Kundschaft. Und der Organisation der Lokwelt.

Cheers und Servus!