Exeter

Exeter, die Hauptstadt Devons und nur eine Bahnstunde entfernt, ist eine Stadt der Superlative. So soll sie die landesweit höchste Dichte an Weinstuben haben. Aus eigener Anschauung (von außen, ich bin leider auf trockener Fastenzeit) könnte das zutreffen. Doch auch die mittelalterliche Wasserversorgung, deren Röhren in begehbaren Tunnels verlegt waren, ist einzigartig. Die Bauweise war offen, d.h. ein Graben wurde gegraben, der Tunnel aus Steinen und Ziegeln errichtet, dann wurde dieser Tunnel von außen wieder überdeckt und man konnte die Straße wieder benutzen. Luxuriöser als Rohrverlegung heute, mit Zugang.
Der Eingang zur Unterwelt befindet sich pikanterweise in einem brandneuen glatten Shopping-Center, sehr kontrastreich. Die Stollen sind wirklich eng, und schon mal im Entenwatschelgang, so zum Ducken, zu begehen. Die ältesten Tunnels entstanden im 14. Jahrhundert und waren mit Bleirohren bestückt. Später gab es Eisenrohre mit größerem Durchmesser, um den erhöhten Bedarf zu decken. Bleirohre wurden nicht als gefährlich angesehen und überdies versiegeln Ablagerungen aus dem Wasser das Blei, sodass man auch heute bedenkenlos trinken könnte. Ich habe selbst in Deutschland in alten Häusern gelebt, deren Wasserrohre zum Teil noch aus Blei bestanden. Diese waren mit dicken Krusten versehen, das hat mir ein Klempner gezeigt, als ein Teilstück seinen Geist aufgab. Im kleinen Museum der Ausstellung wird die Gefahr für die damalige Bevölkerung etwas abgetan mit dem Hinweis: im Mittelalter seien die Menschen nur um die 30 Jahre alt geworden und hätten so viele lebensgefährliche Probleme in Form von Krankheiten, Unfällen, Kriegen gehabt, da sei Blei im Wasserrohr ihr geringstes Problem gewesen. So kann man es natürlich auch sehen.


Es gibt Museen, Kinos, Studierende – und die berühmte Kathedrale, der man aufs Dach steigen kann. 1986 war ich schon mal in Exeter, auf Interrailstopp. Im Gedächtnis geblieben waren die besonders schönen Sitz- und Kniekissen. Das hat sich nicht verändert.

Die 4000-pfeifige Orgel dagegen hatte sich nicht eingeprägt. Nicht einmal die 13 m hohen Basspfeifen und die machen wirklich etwas her!

Blick von einem der Türme.

Die Umwelttechnik der Kathedrale. Alle möglichen Parameter werden gemsssen, um gegebenenfalls einschreiten zu können. Die Kathedrale ist ohne Umwelttechnik 1000 Jahre alt geworden, doch aus Sandstein erbaut, der ist empfindlich. Es gibt wie in Köln und anderen Kathedralenorten eine Dombauhütte, die permanent Türmchen und Verzierungen ersetzt.

Auf dem Deckengewölbe, 100 m über dem Erdboden. Der Beton ist aus dem 19. Jahrhundert (jawohl) und sollte das Bauwerk stabilisieren. Heute dienen die so entstandenen Wannen der schnellen Wasserversorgung im Falle eines Brandes.

Detail der 160 Balkenpaare des Daches, des längsten seiner Art in der Welt. Man sieht einen eisernen A-Rahmen, der ist natürlich aus neuerer Zeit, man bemerke aber auch die extreme Linksneigung der Holzbalken. Ursprünglich waren alle Stämme senkrecht angeordnet. Man vermutet, ab dem 17. Jahrhundert fing die Konstruktion an, sich zu neigen, man weiß jedoch nicht, warum. Durch Maßnahmen wie den Eisenverstrebungen wurde seit 200 Jahren versucht, der Neigung Einhalt zu gebieten. Mit Erfolg, seit Jahren beobachtet man keine Veränderung mehr.

Im Querschiff mit astronomischer Uhr und Lettner.

Ein Grabmal in guter Lage mit Englein bestückt.

Figuren über Figuren an der Fassade. Die unteren haben manchmal keinen Kopf mehr – Bilderstürmer waren am Werk. Doch nur halbherzig. Die Kathedrale war unter Heinrich VIII. kein Kloster, folglich wurde sie auch nicht aufgelöst / befeindet und im Bürgerkrieg, als Exeter zu den Parlamentariern hielt, war man anscheinend zu viel mit der Belagerung durch die königstreuen Truppen beschäftigt, um Statuen zu zerschlagen. Man wurde schnell eingenommen, die so genannte Kavaliere gewannen die Rundköpfe (die Spitznamen hatten was mit den Frisuren zu tun) und das war’s dann in dieser Sache.


Unkriegerisch endlich mal ein Pubfoto: