Coronavirus neu

Liebe Lesenden, sieht so aus, als würden Stadtspaziergänge in Plymouth (vor der Ausgangssperre aufgenommen) mit Aktualisierungen betreffs des Virus abzuwechseln haben. Die Realität überholt den einen oder die andere.

Meinen ersten Virenblog habe ich am 19. März geschrieben, heute, keine Woche später, am 24. März, ist all das geschehen, was in anderen Staaten auch schon angeordnet wurde: die Schulen wurden am Freitag geschlossen, der ÖPNV wird runtergefahren, Pubs sind geschlossen, Bücherei, seufz, ab heute geschlossen.

Wie konnte es nur so weit kommen? Das ist eine rhetorische Frage. Die Regierung blieb auf ihrem Leierkurs: eindämmen, abflachen, durchseuchen. Noch am Wochenende wurde verkündet, keine Ausgangssperren. Bis man gesehen hat, was am Wochenende passiert ist: Hunderttausende nahmen die schönen Tage zum Anlass, eine kleine Auszeit zu nehmen … Dazu war am Sonntag Muttertag. Der Snowdonia Nationalpark meldete Besuchenderekorde, kein Witz!!! Die Nationalparks in Yorkshire waren nicht “amused”, dass sie von Leuten aus Corona Hot Spots überrannt wurden, die vielen ländlichen Gegenden mit zahlreichen Zweitwohnungen wurden überflutet, die Parks in London, dem mit Abstand infiziertesten Gebiet der Insel, waren brechend voll. Menschen mit Campingautos machten sich auf, den Virus möglicherweise auch noch in die letzte Ecke der Insel zu transportieren.

Noch gestern, wärend die Spazierenden in unserem kleinen Park auf das Gras gingen, um sich auszuweichen, sah ich 20 Jugendliche in einem dieser abgegitterten Sportbereiche auf Spielplätzen Ball spielen. Soziale Distanz sieht anders aus.

Ich muss sagen, es ist vernünftig, abzusperren, doch die Regierung hat bislang versucht, mit Gedankenübertragung anstatt mit klarer Ansage zu regieren. Wenn man Dinge sagt wie: wir mahnen an, dies und das nicht zu tun, wir schlagen vor, man sollte jetzt nicht mehr  … dann braucht man sich nicht zu wundern.
Gleichzeitig wurde keine klare Botschaft an Geschäfte und Kneipen gegeben. Die wussten auch nicht, was sie machen sollten. Nicht einmal Fitnessstudios wurden geschlossen. Zugegeben, ich war letzte Woche auch noch einmal in der Bücherei, aber nur, um mich zu wundern, dass sie noch auf war … Nun ist sie zu, Knall auf Fall, jetzt ohne Vorwarnung, und meine drei vorbestellten Bücher werden Staub ansetzen. Wenn sonst nichts ist: ich beklage mich nicht.

Denn seit gestern Abend weht ein anderer Wind. Die Regierung sieht, mit Appellen geht es nicht, obwohl so viele Menschen gut mitmachen, und zieht die Reißleine: außer einkaufen und einmal am Tag raus (für mich Allotment, das ist frische Luft und Sport in einem) ist nicht mehr viel drin.

Mit anderen Worten: die UK sind nun da, wo andere Länder schon lange sind, und hat von diesen nichts gelernt. Gut, von einem auf den anderen Tag alles zu verbieten, wäre hart gewesen, man stellt sich nicht so leicht um. Ich neigte selbst immer noch dazu, automatisch auf Leute zuzugehen, wenn ich mit ihnen geredet habe etc. Man muss das lernen. Doch man konnte die letzten Wochen klar erkennen, dass in keinem Land einfache Maßnahmen geholfen haben und man härtere Einschnitte in Kauf nehmen musste. Diese einwöchige Zögerlichkeit wird vor allem in England UK die Spitzenbelastung erhöhen und das war kein Kassandraruf, sondern, worauf man in London so gerne hinweist: Wissenschaft.