Rücksturz in den Sommer

Während der erste Herbststurm um die Hafenkante braust (ein Stürmchen, aber irgendwo muss man ja anfangen), und wir auf einen Winter mit Einschränkungen zugehen, eine Rolle rückwärts in die letzten Sommertage:

Das sind Bilder! Und der Tag hätte so perfekt sein können. Die Wanderung an Meer und Fluss entlang, Limonadeneinkehr in einem Dorfpub … Sonnenschein.

Noch einmal Wanderzeit, Mitte September, in Cornwall. Vom Wanderparkplatz am Meer entlang nach Polruan, dann den Fluss Fowey hoch, bis zu einer Minibrücke, flussabwärts nach Bodinnick mit Pubpause und zurück zur Brücke. Unser neuer Wanderführer bewährt sich. Dieser Führer ist aus einer anderen Serie als der Devonführer, den wir gerne benutzen. Jene Serie beinhaltet eine Cornwallausgabe, wir hätten sie gerne erworben, doch sie ist ausverkauft. Vorbestellen, wie sonst üblich? Nicht einmal im Internet war das möglich. Denn in den UK gibt keine Buch-Farbdruckereien mehr. Da Lieferketten brüchiger geworden sind, kann weniger geplant werden.

Also Wanderung gut, wo liegt dann das Problem? Am Parkplatz. Wanderparkplätze existieren in halbwegs ausreichender Menge, doch weiß man im Voraus selten, wer sie bewirtschaftet und ob sie etwas kosten. Das ist anstrengend. Am Geld soll es zwar nicht scheitern, wir horten Münzen für Parkplätze und am guten Willen schon gar nicht. Wir haben schon mal über Telefonnummern bezahlt und mit Karte. In Ferienorten gibt es auch mal ein Häuschen mit einem Menschen drin. Doch neuerdings, durch Corona beschleunigt, schleicht sich eine unheilvolle Neuerung ein: das ausschließliche Bezahlen per App. Auch mitten in der Pampa, wo man kaum Verbindung für ein Telefonat bekommt, geschweige denn um eine App runterzuladen oder zu benutzen.

Auf unserem Wanderparkplatz steht noch was von Münzen, doch man kann keine mehr einwerfen. Im dritten Versuch erreiche ich auf dem Handy eine Maschinenstimme, die mir (mittlerweile stehen wir schon eine Viertelstunde auf dem Parkplatz) mitteilt, “am schnellsten geht das Bezahlen, wenn Sie die App herunterladen”. Meine Stimmung ist am Nullpunkt bzw. eigentlich bin ich auf 180, sind wir doch über eine Stunde hergefahren und nun das? Irgendwann ist Schluss, wir parken dann eben ohne zu bezahlen. Wenn wir einen Strafzettel bekommen, kann man ihn überweisen oder in einem Schriftverkehr argumentieren, kein Grund, den Kopf zu verlieren.
Der Kopf macht aber nicht mit: dieses in die Illegalität gedrängt worden sein, setzt das Hamsterrad in Bewegung und es rattert und rattert. Als wäre man zu geizig oder assozial, fürs Parken zu bezahlen. Es ist ungerecht.

Wir haben übrigens keinen Strafzettel bekommen und die Landschaft war wirklich schön.
Die App habe ich nun, bislang war sie nicht vonnöten. Der nächste Wanderparkplatz war mit Karte zu bezahlen, der übernächste war umsonst. Den haben wir allerdings fast nicht gefunden. Auch so ein Thema …. vielleicht wird das mit dem gesunden Wandern doch überschätzt, wenn es so viel Nerven kostet;-)

Zum Ausklang Pubessen in Hessenford – toller Name.