Aus-zeit(en)

Diese freundliche Keramikkrabbe ist nicht modern, sondern stammt aus dem 19. Jahrhundert. Zu Victorias Zeiten mochte man das Skurrile.

Vor der Pandemie hätten vielleicht viele Menschen auf die Frage: Was möchten Sie lieber, ein modernes Museum besuchen oder Urlaub auf den Bahamas? geantwortet: Bahamas!!!! Und zwar dringend.

Da das gerade unpraktisch ist, ist eine Auszeit im Museum eine gute zweitbeste Lösung;-)

Jeder Ort hat ein Stadtmuseum, auch Plymouth, allerdings war dieses die vergangenen Jahre über aufgrund von Renovierung, Umbau und Erweiterung geschlossen. Nach der von Mai nach September verschobenen Wiedereröffnung wurde es gleich ein Hit: die zahlenmäßig begrenzten Eintrittskarten (kostenfrei) sind ständig vergriffen. Museum ist wieder hipp, wenn die Optionen weniger werden.

Wobei gesagt werden darf, es ist ein wunderbares Museum geworden. Kunst, Naturgeschichte, Stadtgeschichte, alles vorhanden und auf kesse Art präsentiert. Echte Exponate wechseln sich virtuellen Spielereien ab.

Das Mammut ist ein Nachbau von den Machern der Star Wars Filme.

Endlich

Erstaunlich: diese verzierten Becher sind die mit die ersten echten Porzellankeramiken, die auf britischem Boden und zwar in Plymouth hergestellt wurden.

Der Eröffnung des Museums fieberte ich entgegen, denn ich wusste, es gibt hier ganz besondere Stücke in der Sammlung. Ist Plymouth doch die Stadt, in der ein findiger Apotheker herausfand, dass sich Lehm aus Cornwall zur Herstellung von echtem Porzellan eignet. Seine Werkstatt bestand nur für zwei Jahre, zwischen 1768 und 1770, dann wanderte sie mit einem Mitarbeiter nach Bristol hoch und später kaufte Josiah Wedgwood, der klevere Kaufmann aus Stoke (Mittelengland) die Rechte an der ersten cornischen Porzellanerdegrube. Meißen fing 1710 an zu produzieren. D.h. die sächsische Herstellung hatte einen Vorsprung von fast über 50 Jahren, denn auch Frankreich mit Limoges und Sèvres begannen erst ab 1760, weißes Gold zu produzieren. Die wirtschaftliche Bedeutung war hoch, die europäische Welt hatte einen wahren Heißhunger auf Porzellan. Jeder und jede, die es sich irgendwie leisten konnten, kauften “China” (Tscheina), wie Porzellan noch heute auf Englisch heißt. Auch wenn es nun aus Europa kam.

Das Museum hat einige ausgesucht schöne Stücke dieser frühen britischen Zeit, die zeigen, die Plymouther Werkstätte fing nicht zögerlich mit einfachen Tassen an, sondern stieg sofort bei komplizierter Dekoration ein.

Aus für Infekt

Corona kommt näher. Oder doch nicht? Meine Freude ist groß, als ich eingeladen werde, bei einer dieser Studien teilzunehmen, die die “Durchseuchung” der Gesellschaft ermitteln sollen. Habe ich Antikörper? Mit der Post kommt ein Umschlag mit einem Pickser, einer Katalysatorlösung, einem Pflaster und einem Teststreifen, in dem man sein Blut tropfen lassen soll. Ich gehe ans Werk. Der Pickser tut nicht mal weh, das habe ich aus der Vergangenheit anders in Erinnerung, als bei Blutabnahme an der Fingerbeere mit einer Art Mini Skalpell – aber immer noch groß im Vergleich mit der Fingerkuppe – tief reingehackt wurde. Man hatte das Gefühl, bis auf den Knochen. Dies war anders, das Blut kam in die vorgesehene Öffnung, die Lösung wurde zugefügt, die Flüssgkeit zog sich den eingebauten Teststreifen hoch: och, negativ. Erwartbar, doch wieder nichts mit einem Minischutz. Wie lange ein Schutz anhält, ist zwar unbekannt, aber gefahrloses Training (da man ja nichts bemerkt hat) für das Immunsystem wäre auch gut gewesen.

Auszeit in alter Kirche

Diese ehemalige Kirche gehört mit zum Museum, das die portugiesische Künstlerin Leonor Antunes gebeten hat, den Raum für den Moment zu verändern, für lange Zeit jedoch auch ein Glasfenster zu gestalten.

Das Fenster sieht absichtlich aus wie die Muster auf traditionell gestalteten Buchinnenseiten. Es steht für Entdeckungen und zwar beispielhaft am Werk von Maria Sybilla Merian, die Flora und Fauna Surinams in der neuen Welt zeichnete und diese Bilder zurück nach Europa brachte, wo wir sie noch heute bewundern.