April, April

Der 1. April ist längst Geschichte, Menschen, die auf mehr oder minder gelungene Scherze hereingefallen sind, dürften sich wieder beruhigt haben – entweder, indem sie mit dem Lachen aufgehört haben oder mit dem Genervt-sein.
Keine Ahnung, welche mehr offiziellen Scherze 2018 gelaufen sind, von Seiten der Medien oder einflussreicher Webseiten. Habe weder auf englischer noch auf deutscher Nachrichtenseite etwas gesehen oder gehört. Auch google, ein Unternehmen bekannt für gute Stimmung und harmlose Internetweltherrschaft in fröhlichen bunten Farben (das ist jetzt Sarkasmus) macht jedes Jahr einen Scherz mit dem bekannten amerikanischen Nicht-Humor.

Was heißen kann, dass einige der bierernsten politischen Meldungen der letzten Tage HOFFENTLICH nur Scherze waren. Vermutlich leider nicht.

Ohnehin befassen sich Aprilscherze meist nicht mit der Weltlage, sondern nehmen sich Randgeschehen vor.

Einer meiner liebsten Späße kam vor Jahren von der BBC. Echte Spieler und Offizielle, die man an der Stimme schon erkennen kann, so berühmt sind sie, wurden befragt, warum sie bei der Kampagne, die Fußballtore weiter zu machen, mitmachen würden. Die Aussagen gingen dahin, sie hätten es satt, immer nur Latten zu schießen. Latten wären derart häufig, dass völlig klar sei: Tore sind zu klein. Mit einem größeren Tor gäbe es viel mehr Tore und das Spiel wede noch attraktiver.

Die haben mich ein paar Minuten lang dran gekriegt.

Meine Lieblingsmeldung aus Deutschland (vom WDR, glaube ich): Heinz Erhardt und Ludwig Ehrhard seien Brüder gewesen. Sie hätten sich nicht gut vertragen, deshalb habe man sie nie zusammen gesehen. Von der Statur her wäre das noch hingekommen … und wenn man das im Radio hört, fällt die unterschiedliche Schreibweise der Nachnamen nicht ins Auge.


Der Ursprung des Aprilscherzes ist, aller Forschung zum Trotz, unbekannt. Es gibt viele Spuren, doch eigentlich … So galt der 1. April bei den Römern als einer von mehreren Unglückstagen, später war es in Frankreich der Tag, Liebesbriefe zu übermitteln, und so gibt es der Bespiele mehr aus vielen Jahrhunderten. In Europa und Nordamerika hat sich das Ganze irgendwann im 19. oder 20. Jahrhundert zu einem unernsten Datum verdichtet. Die Menschen treiben halt gerne Schabernack und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich das institutionalisiert hat.

Dieses Jahr hat sich Klaus hingesetzt und an seine Schachkumpel und Kumpelinen eine E-Mail mit folgendem Inhalt abgesetzt: Es täte ihm Leid, Cheshire zu verlassen, aber wir würden auswandern. Er habe noch nie in einem Land gelebt, in dem seine Anwesenheit eine Statistik für irgendwas deutlich beeinflusst hätte. Das wolle er ändern und zwar durch einen Umzug nach – Antigua und Barbuda. Der Karibikstaat befindet sich (das kann man nachlesen) auf Rangliste 179 und damit auf dem letzten Platz der Weltschachorganisation FIDE*. Es sind dort zwei Spieler mit einem sehr geringen Rang gemeldet. Wenn Klaus dort hinziehen würde, für Antigua und Barbuda spielte und sein Rang addiert,  würde das Land sofort Laos überrunden, das nächstniedrig eingestufte Land.

*FIDE: Fédération Internationale des Èchecs. Französisch.

Die Schachspielenden von Cheshire haben teilweise mehr als scharf überlegen müssen, ob das wahr ist ! E-Mails flogen hin und her …


Kehrseite der Geschichte: ich habe mich natürlich sofort schlau gemacht, ob man nach Antigua und Barbuda auswandern kann. Es ist eines dieser Commonwealth-Staaten, die spät (1981) unabhängig wurden, eine verheerende Kolonial- und SklavInnengeschichte hinter sich haben und mehr als pleite sind – trotz der angeblich 365 Strände und des herrlichen Wetters. Deshalb sind sie nicht sehr originell auf die Idee der gekauften Staatsbürgerschaft gekommen. Seit einigen Jahren genügt es, ein Haus zu erwerben, das mehr als 400.000 Dollar kostet und eine Residenzpflicht von 30 Tagen im Jahr zu erfüllen. Das geht ja alles, Monaco macht es leider nicht anders, nur teurer. A.undB. wirbt aber auch offiziell dafür, dass man mit dem Paß des Landes visafreien Zutritt zu 131 Ländern, darunter die EU, besitzt.
Man muss nicht eine wirklich schmutzige Phantasie besitzen, um das als Einladung für Drogenhändler, Menschenschmuggler und sonstiges Gesocks zu verstehen, sich reinzuwaschen und neue Märkte zu erschließen. Ich möchte gerne gutgläubig sein, das fällt mir hier aber schwer.