Ja, wo laufen sie denn?

In Bangor-on-Dee (toller Name), einem walisischen Örtchen mit Rennbahn (Hindernisrennen). 10 Pfund pro Nase Eintritt inklusive Parkplatz. Wir sind mit Freunden auf dem open course verabredet, wissen aber nicht, was das bedeuten soll. Was es heißt, wissen wir “offene Rennbahn”, also die billigste Option, aber was bedeutet das, wo ist es? Wir stellen uns nach dem Parken und Erwerb der Tickets am Parkplatzeingangshäuschen an einem Tor an. Es gibt zwei Schlangen, ich weiß nicht, dass sie nicht gleichwertig sind. Werde an der einen freundlich an die andere verwiesen, ich bin in der VIP Ecke gelandet, die Leute haben bessere Tickets, grins. In der anderen Schlange bemerke ich, die Leute haben dieselben Tickets wie wir, doch die legen noch 10 Pfund am Tor drauf. Ich trete aus der Schlange heraus, finde heraus, das ist der Aufpreis für die Tribüne. Kompliziert. Wir haben vergessen, viel Geld einzupacken, Aufpreise gehen nicht, wir wollen ja noch wetten.

Open course meint also, man ist schon da, das Außengelände am Parkplatz ist gemeint. Es gibt eine erhöhte Wiese zwischen Parkplatz und Rennbahn, Spitzenblick, wir müssen nur die paar Meter hingehen und finden die Freunde. Picknickdecken allüberall, manche Leute feiern mit Freunden ihren 50. Geburtstag, Sektgläser, aufgebrezelte Leute, Leute in lässiger Kleidung, ein typischer britischer Ausflug an einem Freitagnachmittag.

Wir passieren die Wettbüros: die Buchmacher haben mobile Stände mit den Wettchancen für das jeweils nächste Rennen aufgebaut. Wie rustikal ist das denn!

7 Rennen sind angesagt. Der familienfreundliche Minimum Einsatz beträgt 2 Pfund. Und so ist es gelaufen:

Im ersten Rennen wetten wir noch nicht. Unsere Freunde setzen klugerweise 3 Pfund auf irgendein favorisiertes Pferd (im ersten Rennen sind nicht viele Pferde am Start, die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen ist einfach höher) und gewinnen 12 Pfund. Damit kann man wuchern …

1. Rennen, Zieleinlauf und kurz dahinter

Klaus setzt ohne Vorabsprache mit ihnen im 3. Rennen auf dasselbe Pferd wie die Freunde. Es wird Dritter. Ich setze auf ein anderes Pferd wie die Freunde im 4. Rennen. Grrhh, es wird Zweiter, das reicht aber nicht. Erst gegen Ende des Rennens holte es von ganz hinten auf. Unserer Freunde Pferd gewinnt auch nicht. Das 5. Rennen, beide setzen wir wieder zufällig auf dasselbe Pferd, erzielt wieder einen nur zweiten Gewinner.

Wir geben nicht auf. Klaus zieht los, wir haben nur noch 2 Pfund, also werden die 2 Pfund auf ein Pferd gesetzt. Er kommt mit dem Wettschein wieder. Unsere österreichische Freundin kommt auch zurück. Nicht zu fassen, sie hat 3 Pfund auf dasselbe Pferde gesetzt. So was kann man nicht planen. Eine kontinentale Vorliebe für dieselben Namen / Chancen? Nicht wirklich, ihr walisischer Freund hatte das Pferd erwählt.

Dazu zu den Bedingungen dieser Rennen: Es gibt es keinen Startschuss, das würde die Pferde in alle Richtungen auseinanderstieben lassen. Wegen der verschiedenen Längen der Rennen findet der Start überall auf der Bahn statt, auch weit weg von den Zuschauenden. Denn das Ziel liegt immer vor den teuren Plätzen – ist aber von den billigen Plätzen aus noch gut zu sehen. Selbst dann, wenn man wie wir den Fernstecher vergessen hat. Wir sind halt RennamateurInnen.

Den Start bekommt man also nicht unbedingt mit, doch dann kommen die Ansagen aus den Lautsprechern. Ich kucke alleine von der Anhöhe zu, die anderen stehen irgendwo an der Bahn. Ich habe fast vergessen, wie das Pferd heißt, ich glaube, es war Hermanus, Nummer 12, also achten wir mal auf dieses, mit irgendwas will man ja mitfiebern.

Zu Beginn des Rennens läuft Hermanus mittig mit, bleibt weiter mittig, wird dann erstaunlich oft vom Rennsprecher genannt, denn er bleibt nicht mittig, kommt tatsächlich weiter nach vorne und weiter nach vorne, ist auf einmal ganz vorne in dem dichten Feld, keine Ausreißer hier, schiebt sich auf den zweiten Platz vor, es sind nur noch 2 Hürden bis zum Ziel, er bleibt vorne, erster, noch eine Hürde, niemand fällt, Hermanus ist vorne, das kann doch nicht sein, Zielgerade – und unser Pferd hat gewonnen … 14 Pfund.

Da nehmen wir doch das Geld und hauen ab, solange wir im Wettplus sind (3 Pfund). Auf das 7. Rennen warten wir nicht mehr, man muss es nicht verschreien.