Landpartie mit Girlande

Wohltuender Novembersonnenschein auf der halbstündigen Zugfahrt (Bummelbahn) nach Calstock.

Eisenbahnbrücke über den Tamar, rechts unsere Station Calstock.
In dem Wäldchen links befindet sich unser Ziel: Cotehele Haus und Garten.
Jubiläumsgirlande
Cotehele House

In Cotehele findet sich um jede Vorweihnachtszeit eine Girlande aus garteneigenem Grünzeugs. Eine Tradition, die vor Jahrzehnten für die Angestellten des Museumshauses begann. Ein willkommener Anlass für einen dritten Besuch in zwei Jahren.

In den letzten Jahren muss die Girlande immer üppiger geworden sein, dem Stil der Zeit geschuldet – mehr ist mehr, undsoweiter. Dieses Jahr konnte man nicht so viele Blumen und „Zutaten“ vorziehen, weil in den Gärten über die Lockdownzeiten viel liegen geblieben war. Die hauptamtlichen Gärtner:innen und die Freiwilligen haben sich vor allem um die Schaugärten gekümmert, sobald sie wieder arbeiten durften. Im Ergebnis hat man deshalb eine schlichtes historisches Motiv wieder aufgegriffen: eine Nachbildung der Girlande von 1981.

Bestehend aus Pittasporumzweigen, gelben Strohblumen und gelben und lila Statice. Sehr einfach, sehr sommerlich.

Mitten in der Halle aus dem 15. Jahrhundert.
Die lila Statice (Limonium) verschwindet im Gegenlicht.

Und dieser Sonnenschein den ganzen Tag! Schade, dass man den nicht speichern kann.

Endlich einmal gute Aussichten

Wir wollen im Dezember ins Ausland fahren. Es ist das erste Mal, dass wir seit Februar 2020 die Insel verlassen wollen und natürlich machen wir uns Gedanken, ob es möglich sein wird. Zu vielen Menschen wurde in den beiden letzten Jahren ein Strich durch ihre Rechnung gemacht, manchmal einen Tag vor einer geplanten Abreise. Immer kam Lockdown 1, 2 oder x dazwischen. Oder das Zielland hat dicht gemacht oder die bürokratischen Hürden waren einfach zu hoch und / oder zu teuer.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Corona uns auflaufen lassen wird? Werden wir weiter auf die interessanten, aber im Winter nicht so attraktiven Inlandsreisen angewiesen sein? Oder wird es sogar einen neuen Lockdown geben, ohne die geringste Ausflugsmöglichkeit? Die Zukunft zu deuten geht nicht, aber praktischerweise wird die britische Lage gerade in nationalen und internationalen Medien diskutiert.

Großbritannien hat nicht gerade die rühmlichste Pandemie hingelegt, die Verfehlungen und tödlichen Fehleinschätzungen und politischen Eitelkeiten sind hinlänglich bekannt und durchgekaut worden. Seit Juli 2021, dem Freiheitstag, wird vieles lax gehandhabt, Masken sind mehr zufällig im öffentlichen Raum anwesend, und die Zahlen stiegen im Sommer und Herbst nach kurzer Erholung auch wieder an.

Von Anfang an waren die UK Schlusslicht Europas: der erste Lockdown zu spät, die massiven Todeszahlen steigerten sich zu traurigen Rekorden. Das schon in „Friedenszeiten“ angespannte Gesundheitssystem war bald überlastet und ist es bis heute. Über ein Jahr lang ging das so, die Politik hing den Geschehnissen deutlich hinterher. Seit die Impfungen begonnen haben, ziehen wir uns langsam wieder aus dem Sumpf.
Bauernschläue, Glück und Geschäftssinn halfen dabei, die ersten Impfdosen an Land zu ziehen. Dennoch haben die ansteckenderen Alpha- und Deltavarianten die Impferfolge gleich wieder leicht geschwächt. Die beiden Virenmutationen sind frühzeitig und mit Macht durch Großbritannien gezogen.
Doch hier liegt die aktuelle Chance: vieles besonders Schlimme hat schon stattgefunden. Die frühzeitigen Impfungen (mehr als 6 Monate nach der zweiten Impfung wird der „Booster“ empfohlen) erlauben diese Drittimpfungen jetzt, wo es genügend Impfstoff gibt und der Herbst kommt. Wir sind endlich etwas besser aufgestellt als manche andere Länder.

Dazu eine relative gute Annahme der Impfungen und wegen der früheren Fehler ein größerer Prozentsatz der bereits Erkrankten (ca. 15% zu 6-8% in Deutschland). Von einer Herdenimmunität sind wir noch sehr weit entfernt. Dieses Prinzip scheint wirklich nicht zu funktionieren. Also gar nicht.
Dazu: Seit es Schnelltests gibt, sind sie kostenlos und werden einem förmlich aufgedrängt, damit man immer wissen kann, wo man steht.

Diese kleinen Unterschiede – Impfrate, Testen, Genesene summieren sich im Moment zu großen Unterschieden zu Mitteleuropa.

Beispiel Cornwall und Plymouth: unsere Zahlen lagen eineinhalb Jahre immer (teilweise deutlich) unter dem Landesschnitt. Seit diesen Sommer, dem Freiheitstag im Juli, sind wir fast Spitzenreiter in der Infektionszahl. Ständig. Das Virus fegt durch die Gemeinde, ich kenne viele, die krank waren oder einen PCR-Test machen mussten, weil sie mit der App angepiepst oder direkt als Kontakte benannt wurden. Ich bin gerade davon gekommen, mich einem Test unterziehen zu müssen. War zu den richtigen Zeiten NICHT an den falschen Orten.

Diese Menschen, die ich kenne, sind alle geimpft, das zeigt, Impfdurchbrüche gibt es viele, doch niemand unter diesen meist älteren Semestern ist bisher ernsthaft erkrankt. Selbst Astra Zeneca, der Impfstoff, den die meisten erhalten haben, und der relativ weniger vor der Deltavariante schützt, federt schwere Verläufe gut ab. Deshalb sind die Todeszahlen im Südwesten weiterhin fast lachhaft (wenn so etwas lachhaft wäre) niedrig. Wenn es überall so ginge, wie bei uns …. Leider hat es etwa Birmingham oder Lincolnshire oder London ganz anders erwischt, in den ersten Phasen der Pandemie.

So stellt sich die Lage nach bestem Wissen der Expert:innen im In- und Ausland dar. Wir wollen nach Spanien, das ist impftechnisch und ansteckungstechnisch im Moment auch gut aufgestellt. Vorsichtiger Optimismus ist angesagt.

Dicke Dinger

Manche Erfolge hat man so nebenher. Wenn man nicht hinsieht. Wenn man nicht aufpasst. Wenn man nichts erwartet.

Das kann bei Kürbissen so sein. Die Eigenleistung ist eher gering und wenn man diese schon wieder vergessen hat, kann es explosiv werden!
Unsere Kürbisernte belief sich auf 16 dicke Dinger an zwei Pflanzen. Rein rechnerisch, denn eine der Beeren (Kürbis ist eine Beere) wurde von irgendwelchen Tieren weggefressen. Gönnen können, wünsche guten Appetit gehabt zu haben! Es war genügend für alle da. Blieben 15. Ich habe in meinem Bekanntenkreis Werbung gemacht und sieben Stück verschenken können. Blieben acht. Das ist schon stattlich für zwei Personen und wir arbeiten noch daran. Ein Glück, dass die Dinger ein paar Monate halten.

Wenn man nicht gerade einen Preiskürbis züchten möchte, wobei man anscheinend mehrmals am Tag düngt, den Kürbis vor zu viel Sonne oder Kälte oder nagenden Tieren schützt und vor dem Wundliegen! der Kolosse (kein Witz), ist der Anbau von Wald- und Wiesensorten geradlinig. Platz, Futter und vor allem: Licht.

Ich hatte mal ein paar Pflanzen an einem halbschattigen Kompost ausprobiert. Wuchs gut, aber Blütenansatz: mager und Früchte wurden keine geerntet.

Das Wichtigste ist es, die Jungpflanzen wie ein Luchs im Auge zu behalten. Kürbissetzlinge sind Schneckenkaviar. Dafür lassen die Schleimer die besten Schneckenkörner links liegen. Nachdem wegen ihnen nur noch ein Setzling im Minigewächshaus auf dem Allotment übrig geblieben war, ging der nach Hause mit und wurde von Hand aufgezogen. Nachts am Fensterbrett kuschelnd, tagsüber Sonne tankend auf dem Hoftisch. Dazu gesellte sich eine gesunde Pflanze einer anderen Sorte, die mir jemand geschenkt hatte.

Beim 2-3 Blätter Stadium schrieb man bereits Mai (oder besser May, sind ja in England) und es musste was passieren. Mit einer auch gerade mal so überlebt habenden Zucchinipflanze wurden die Kürbiswinzlinge in Membranlöcher am unteren Ende des Allotments gesetzt. Dort, wo jahrelang nur totes Holz lag, vermischt mit in Millionen Teile zerfallenden Plastikplanen, Brombeerranken und alten Jacken, Schrauben und Dachrinnenteilen. Eine echter Müllplatz, den ich akribisch gereinigt hatte. Viel Wachstum erwartete ich allerdings nicht, also erstmal Membran drüber und halt die drei Pflänzchen.

Etwas Dünger, ein Ring aus Schneckenkorn und am Anfang Gießen nicht vergessen. Ich habe sogar je einen Tomatenstab dazugesteckt, damit ich die zarten Dinger beim Herumlaufen nicht versehentlich zertrete, so klein waren sie. Irgendwann vergisst man das dann und geht seiner ausgetretenen Wege. Bis man über Ranken steigen muss, wenn man zum Kompost will (und die Zucchiniplanze wie eine kleine Gunnera aussieht, s. Beispielbild unten. Das sind aber Zierpflanzen am Teich und in keiner Weise verwandt, das ist nur so eine Assoziation).

Wikipediabild einer Gunnerapflanze

Und noch später sucht man nach Trittmöglichkeiten zwischen den dichten Ranken und wenn man ganz woanders bei den Roten Rüben (Rote Beete) jätet oder eine kleine Sonnenblume abschneidet, hat man schon wieder eine Ranke am Fuß, die über die alten Erdbeeren herangewachsen ist. Und gut, dass mein Nachbar mit seiner Fläche so entspannt ist. Da sind sie auch hingewandert, die grünen Ausläufer. Doch erst beim Abräumen im Oktober wurde das wahre Ausmaß ersichtlich, da reichten die Finger nicht mehr zum Zählen. Eine schöne Überraschung (und etwa 20 Zucchini).

So ein Kürbis flößt Respekt ein. Er ist schwer und in seiner Panzerhülle gewichtig. Der Franz-Josef Strauß unter den Gemüsen. In seiner Orangeheit oder Gelbheit oder Grünheit sitzt er fett da und man ist schon satt, wenn man ihn nur anschaut. Mag man den Eigengeschmack eigentlich? Irgendwie muss man ihn immer aufpeppen. Dann geht er aber ab wie eine Rakete, eine Fülle überraschender Verarbeitungsmöglichkeiten tut sich auf.

Fühle mich bereits als Spezialistin für Kürbisgerichte. Um mich einzustimmen, fing ich süß an. Machte ständig Kompott mit Äpfeln. Zucker, Zimt, Vanille, Weihnachtsgewürze, Orange, das schmeckt und ersetzt den Joghurt zu jedem Müsli. Da spart man sich ein paar Plastikbecker (hier gibt es keinen Joghurt im Pfandglas). Dann gab es den klassichen American Pie – die Butterkruste mit der Füllung aus püriertem Kürbis, Sahne, Ei, Zucker, Gewürzen und einem Schuss Sherry! Das ist ein rechtes Schmankerl. In Gemüseeintöpfen machten Kürbisschnitze eine gute Figur. In normalen Gemüse-Rührkuchen sowieso. Als Variation von Rüblikuchen und Co. K bereitet einen Salat mit Sesamöl, Pinienkernen und Orangenstücken vor: großes Kino! Und irgendwann gibt es dann auch mal den Klassiker: Suppe.

Vielleicht mal kandierten Kürbis probieren? Oder füllen? Trotz Gefrierschrank sollte man immer ein paar Ideen im Hinterkopf haben, denn ein einmal angeschnittener Kürbis muss zwar nicht sofort, aber doch die Tage weiterverarbeitet werden. Wenn man ihn weder abdeckt noch in den feuchten Kühlschrank legt, schimmelt er eine Woche lang nicht, wird nur an den Rändern trocken. Aber er liegt da und fordert heraus: mach was aus mir!

Kürbis heißt übrigens, ja, wie eigentlich? Die Amis nennen ihn Pumpkin, aber hier höre ich öfter Squash. Als ich einen überreiche, sagte die Empfängerin: danke für den Gourd. Das sagt man wohl auch mal für gestreifte oder platte Kürbisse. Ist alles richtig und man wird verstanden.