Massenweise Eindrücke

Ein letztes cornisches Schmankerl ist St. Isaac, ein kleiner Fischerhafen mit tief in das Land eindringende / vorragende, wie man es nimmt, Bucht. Selbst diese Premiumlage wird zusätzlich mittels zweier Kaimauern (Bild, links hinter dem Haus kann man ein Stück sehen) geschützt.

Typischer Wetterschutz: Schiefer.

Weitere Dorfansichten:


Übernachtung in Ilfracombe, bereits Norddevon. Hier habe ich vor fast 30 Jahren eine Nacht in einer Jugendherberge verbracht auf einer kleinen Exmoor-Reise mit zwei Freundinnen. Gute Erinnerung an die JuHe (jedes der Meerbettzimmer war  andersfarbig mit Blümchenmustern gestaltet, hatte nichts gemein mit den damaligen deutschen kasernenartigen Unterbringungen). Keine Erinnerung an den Ort selbst. Wir kamen bei Dunkelheit an und haben am nächsten Tag irgendwo stundenlang auf einen Bus gewartet, so mein Eindruck und der, fürchte ich, ist nicht falsch.

Dieses Mal gibt es ein Zimmer mit Meerblick:

Die Marina:

Und eine Überraschung:

Tunnel-Strände? Da müssen wir rein, auch wenn es Eintritt kostet und kurz vor Schließungszeit ist.

Seit 1823 badeten Damen und Herren, fein säuberlich getrennt natürlich, an zwei Stränden, die durch Tunnels zu erreichen sind, auch heute noch, es gibt den Ladies Beach und den Gentlemen Beach. An den Wänden sind Zeitungsartikel aus den folgenden Jahrzehnten nachgedruckt, die von traurig – jemand ist beim Klettern auf den Felsen abgestürzt – bis amüsant reichen. So wurde um 1850 ein Mann dabei erwischt, in die Damenbucht geschwommen zu sein. Wenn die Zeitung den Namen des Mannes, der ihr bekannt ist, abdruckte, könnte er sich in vornehmer Gesellschaft (polite society) nicht mehr blicken lassen!

Wie im Film

Atlantikküste und Inland

An den Stufen von Budruthan sieht es so aus. Eine Treppe führt zum Strand hinunter, bei Ebbe kann man von Bucht zu Bucht gehen, bei Flut werden die Buchten voneinander abgeschnitten und müsste sehr ungemütlich 6 Stunden ausharren. Wir kommen bei gerade steigender Flut an und machen den üblichen Versuch: durch die lappenden Wellen ein paar Meter quer gehen, um das obere Foto schießen zu können. Beim Zurückgehen, nach wenigen Minuten, sind die Wellen 20 cm höher. Solche Küstenabschnitte sind Naturschutzgebiete, alle dürfen sie sich ansehen und daran erfreuen. Solche Landschaften werden gerne für Filmaufnahmen genutzt, bestimmt haben alle schon so etwas gesehen und siehe da: keine Kulissen und man muss nicht einmal nach Thailand dafür reisen.

Strand gibt es auch mit Sanddünen, in Holywell, wo nur ein fieser Regenschauer vom Baden abgehalten hat:

Stranddistel (Eryngium, wenn man es genau wissen will, Arten davon gibt es als Gartenpflanze)

Dünenlandschaft


Inlandsorte: sehen meist gut aus wie das schicke Truro, die Hauptstadt von Cornwall. Man lebt nicht nur vom Tourismus, wenn man einen schönen Wochenmarkt hat, auf dem mit heimischem Honig verfeinerte Orangenmarmelade angeboten wird oder Kalbfleisch, eine Seltenheit in GB.

Die Kathedrale ist aus dem 19. Jahrhundert, deshalb wirkt sie “aufgeräumt”. Sie ist aus einem Guss, man hat nicht jahrhundertelang seinen Geschmack geändert bzw. Bau-Wetter-und Kriegsschäden reparieren müssen. Sie ist alt genug für Flair, die Ablagerungen der Geschichte erzeugen.

Das Taufbecken innen sieht imposant aus, doch unpraktisch: ein dicker Steindeckel deckt das Wasser ab. Doch halt, man hat mitgedacht. Ein Haken an einem Flaschenzug erleichtert die Bedienung.

 

Kunst und Krempel

In einem Dorf namens Luxulyan (sprich Laxilian) verbringen wir drei Tage. Nahebei ragen kegelförmige Abraumhalden auf, bereits bewaldet, so alt sind sie. Die berühmten aufgegebenen cornischen Zinnminen? Dem ist nicht so, noch heute wird hier Lehm abgebaut – im großen Stil, zum Töpfern und für andere Zwecke.

Da wir gerade vom Töpfern reden, das hat vor Ort eine riesige Tradition und zwar z.B. in St. Ives, DEM touristischen Ort in Cornwall. Wir fahren mit dem Zug hin. Das ist einfacher als Park&Ride oder sich – i bewahre – bemotord durch die winzige Innenstadt zu quetschen (die brauchen unbedingt Beratung von autofreien Innenstädten wie Zermatt oder den ostfriesischen Inseln). Davon abgesehen sieht man schnell, warum hier viele Leute hinkommen: hinreißende atlantische Badebuchten mit etwas Wellengang, perfekt zum Erlernen von dem auf dem Brett liegenden, nicht stehenden, Surfen für Groß und Klein. Einfach so ins Wasser gehen und die Wellenkraft zu erleben macht auch Freude und es ist NICHT kalt … Leckeren Fudge  gibt es, dieses Karamelzeugs … und Kultur wie das Bernard Leach-Museum. B.L. war ein multi-begabter Künstler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Japan lebte, japanisches Töpfern lernte und bestimmte Aspekte deren Keramik und gleich einheimische Gasttöpfer mit nach England brachte. Sein Einfluss auf Kunstkeramik war enorm. Seine alte Werkstatt ist heute Museum, doch eine lebendiges. Im angrenzenden Produktionsraum schaffen weiterhin professionelle Töpfernde aus aller Welt ihre Interpretation sehr bodenständiger Töpfe mit erdigen Glasuren.

Töpfermarke der Leach Werkstatt. Letztes Jahr habe ich einen Krug daraus geschenkt bekommen, s.b. diesen älteren Beitrag (zweites Bild von oben)

Die alte Werkstatt, mit original Werkzeugen, auf dem Foto im Foto B.L selbst.

Als wäre der Ort nicht schon gesteckt voll mit allem Möglichen, gibt es auch einen Ableger des berühmten Tate Museums, denn Cornwall inspiriert KünstlerInnen und hat das immer schon getan. Der runde Bau des Museums, auf einer alten Gashalle erbaut, mutet seltsam zurückgenommen in seiner Gipsfarbenheit an, das ist interessant. Deshalb bezahle ich den stolzen Eintrittspreis von 9.50 – und das in einem Land, in dem die großen Museen wie die Tate in London freien Eintritt haben – und bin in der ersten der 10 Galerien, sprich Räumen, noch nicht entzückt. Doch das ändert sich. St. Ives war offenbar ein Hort, eine Brutstätte abstrakter Kunst von einheimischen und internationalen Kunstschaffenden und ist es bis heute geblieben. Sonnenuntergänge (nichts gegen Sonnenuntergänge, aber es gibt ein Leben jenseits gemalter Sonnenuntergänge) findet man hier nicht, sondern das andere, sich reibende, das Kunst so spannend macht. Hat sich mal wieder ausgezahlt, die Investition.

Die Tate in St. Ives. Im Vordergrund ist eine Mauer zu sehen, davor stehen Bänke und nach einer Brüstung fällt der Felsen 5 Meter bis zum Strand ab. Es gibt alle üblichen Strandzubehöre, Café, Surfbretter zum Leihen, Strandwacht, wasserhungrige Kinder in Handtücher gewickelt und Atlantikwellen. Klaus hat auf einer Bank Schach gespielt, derweil ich im Museum war.


Luxulyan liegt nahe an St. Austell, einem der wenigen Orte, die uns aufgefallen sind, die ärmlich wirken. Cornwall soll die ärmste Gegend Englands mit einer hohen Arbeitslosenrate sein. Es wirkt meist nicht so, aber Tourismus kann nicht für alles sorgen. Wir sind das bescheiden auftretende Nordwales gewohnt, vielleicht ist Cornwall im Verhältnis dazu wohlhabender.


Es heißt, wer in Cornwall Auto fahren kann, ist praktisch einheimisch. Wahr ist, es gibt auch zu völlig normalen Ortschaften manchmal Straßen, die abschnittsweise einspurig sind, unübersichtlich durch Hecken und die hügelige Geographie der gesamten Region sind und ganz wenige Ausweichstellen haben. Man kann da gut fahren, aber das ständige Aufpassen darauf, ob jemand entgegen kommt, ist anstrengender als auf zweispurigen Straßen. Das ist der Unterschied, die Art der Konzentrationleistung.


Was nie verkehrt ist, am frühen Nachmittag, wenn das englische Frühstück langsam verdaut ist: ein Cream Tea mit Scones, Clotted Cream und Marmelade.

Ein Schritt weiter – Cornwall

Die Straßen sind alle besser geteert als in Cheshire. Auf der anderen Seite sind schmale Straßen wirklich schmal und nicht reich an Ausweichstellen – man windet sich durch die Weiler, wenn man sich zum B&B verfährt. Geht aber alles und Gegenverkehr gibt es wenig, die Einheimischen kennen die besseren Straßen. Vor dem B&B finden passiert an dem Tag noch einiges. Zuerst raus aus Plymouth auf einer 10 Minuten Fähre, die nichts kostet, erstaunlicherweise, und cornische Seebäder – sehr populäre wie Looe (sprich Lu), und ein weltberühmter Garten.

Dazu ein paar Bilder:

Ein Vorteil des Südens: schon wieder Fähre fahren.

Es gibt Ost-Looe und West-Looe, getrennt durch den Fluss – richtig – Looe. West-Looe hat den Strand, malerisch und voll und Gassen voller Essläden und Souvenirbuden. Ost-Looe, über eine Brücke erreichbar, kein Strand, aber viele Häuser. Die Bilder sind vom selben Standort aus gemacht worden als Art Panoramaaufnahme für Arme.

Genug Küste, es ist heiß, Schatten muss her. Am besten in Gestalt eines Gartens, des verlorenen Gartens von Heligan. Verloren, weil er 100 Jahre nicht gepflegt wurde, seit den 90ern jedoch wieder, teilweise buchstäblich, ausgebuddelt wurde. Da wir im milden Cornwall sind, wurden zu den Gemüsegärten, italienischen Ecken und sonstig üblichen Komponenten eines herrschaftlichen Gartens sehr exotische Elemente dazugefügt, einen Dschungel mit Seilbrücke (mit meinem Fuß) im burmesischem Stil z.B.

Jeder Garten ist anders. Diese Anlage fühlt sich ein bisschen wie ein Zoo an, da ist die Art der Besuchendenführung usw. Und richtig, es finden sich Weiden für seltene Nutztierrassen.

Nicht nur wegen des Wetters ist es  schön, auf viele Bäume zu treffen. Große und ganz große:

Auf dem Bild eine gar mächtige Eiche entlang einer Palmenallee. Die Palmen sind auch nicht klein. Kann man alles zusammen wachsen lassen in dem Klima.

Nahaufname, recht Palmwedel, links Eichenblätter.

Schöne alte Glashäuser – das Ananashaus. In der Mitte kann man einen Heizlüfter erkennen (in diesem Sommer nicht notwendig).

Die alte Befeuerung à la römisches Bad sieht man links vom Glashaus:

Kunst: Gigant aus einer Wurzel aus einem umgestürzten Baum. Die Augen sind aus Glasscherben aus einer viktorianischen Müllkippe. Im 19. Jahrhundert wurde aller Müll (von Exkrementen bis Asche) gesammelt und gebraucht, zumindest in Städten, doch auf dem Land finden sich viele kleine Gruben, die das Einwegglas und andere Dinge eines großen Haushaltes aufnahmen. Die Vegetation auf dem Kopf ist angepflanzt und wird gehegt und gepflegt.

Diese Frau ist aus dem örtlichen Lehm geformt und stört sich nicht an den Besuchendengruppen.

Unser B&B befindet sich außerhalb von St. Austell in einem Dorf mit lebhaftem Pub und hervorragenden fritierten Zwiebelringen. St. Austell ist leider etwas traurig, da boxt der Papst nicht gerade.

In Devon

Eine fette Fähre aus Frankreich steuert im Hafen von Plymouth direkt auf mich zu (schwimmend), bevor sie ordnungsgemäß den Leitbojen folgt und backbord (oder steuerbord oder wie auch immer) ablenkt. Es ist kurz nach 6 Uhr morgens, die See ist spiegelglatt und das Wasser ist warm.

In der Nähe der Badestelle. Dies ist mitten in Plymouth (260.000 Einwohnende)

 

Ein bisschen Erfrischung braucht es nach einem langen Tag auf oft einspurigen Straßen der zerklüfteten Küste von Devon folgend. Dabei im Inland das kreative Städtchen Totnes besuchend, in dem man problemlos einen Vollkornkuchen bekommt.

Kingsbridge, s.u., ist ein netter Ort, aber weder am Meer noch im Inland: dorthin mündet das letzte Zipfelchen eines sehr langen Meeresarmes. Aber wirklich das letzte, dann ist Ende Gelände, s.Bild. Wirkt wie eine Gracht. Die Tiden bewirken, dass die Boote zwei Stunden früher noch völlig auf dem Trockenen lagen und auch die Tatsache, dass es sich um wertvolles Watt handelt, tröstet nicht darüber hinweg, dass sich kein Meergefühl einstellen will.

Ewig kurvige enge Sträßchen zwischen Hecken und Getreidefeldern und das Ganze auf Hügeln, die höher und steiler sind als die im Voralpenland: das ist Süddevon. Hat man es an die Küste, die mehr Ausbuchtungen als das Innere eines Darmes hat, geschafft, trifft man auf solche Badebuchten:

Cheers aus Plymouth:

Hafenbecken links unsichtbar ist das Ausgehviertel. Hafenbecken Richtung Ärmelkanal, Insel mit Festungsanlagen, im Bild. Ein Hafenbecken rechter Hand beherbergt dann die Fähren, die immer noch mit den ganz alten, wirklich schmutzigen Dieselmotoren fahren.

Vor 8 nur für Möwen?

Willkommen an der Britischen Riviera in Torquay in der Bucht von Torbay. Der Kanal, der ärmelige, hat ein anderes Licht als die Mittelmeer Riviera, doch ansonsten kann man nicht meckern. Die geschützte, weit geschwungene Bucht hat direkt im Zentrum einen Sandstrand mit glasklarem Wasser davor. Morgens bin ich erst alleine dort, deshalb frage ich mich, ob es hier eine Abmachung mit dem Möven-Federvieh gibt, doch dann bin ich auch vor 8 nicht der einzige Mensch im Wasser. Am Ufer, auf den Betonstufen, kehren Arbeiter den Sand des Vortages zurück ins Meer. Links ragt das Riesenrad weiß vor den Klippen. Diese Bucht kann man sich sogar bei Regen und Sturm als schön vorstellen.

Blick auf die Bucht von außen, sieht so herum nicht so spektakulär aus, ist aber gut.

Mit einer Fähre über die Bucht nach Brixham, einem nicht nur Ausflugsort, sondern auch funktionierenden Fischereihafen. Nicht auf den Fotos: ein rostiges Schiff, gepflastert mit enttäuschten Plakaten zur Brexit Politik. Man, oder einige, will richtig raus aus der EU. Fischerei hat einen emotionalen Stellenwert in den UK, doch ist keine wirtschaftliche Größe als solche, die Fischereichancen sind also schlecht. Und selbst der wohlwollendste Politiker kann die Überfischung, die alle Anrainerländer seit Jahrzehnten verursacht haben, nicht zurücknehmen.

Der Hafen von Brixham

Jede Menge Boote, jede Menge Preisklassen (bei einem Bootsmakler sehen wir Preise, die deutlich über das eines Einfamilienhauses hinausgehen).

Ein englisches Lido (gesprochen Leido) – ein Schwimmbad am Meer.

Wanderzeichen am Boden: man kann die ganze zerklüftete Küste Meter für Meter, oder foot for foot, abgehen. Wir belassen es bei 1-2 Meilen. Dieses Mal.

Einen Abend verbringen wir bei Freunden von Freunden: Tipps von Einheimischen erhalten und zwei extrem nette und offene Menschen kennen lernen – großartig.