Windige Zeiten?

Hier tobt der Bär, es boxt der papst im kettenhemd

Während die UK und die EU mit sich selbst, dem Coronavirus und miteinander beschäftigt sind, fegen Stürme über die Lande. Bei uns in Plymouth ein normaler Vorgang, deswegen hebt man nicht einmal die Augenbraue. Man achtet höchstens darauf, woher der Wind weht, damit man gegebenenfalls die Mülltonne in den Hof holen kann. Plymouth besteht zu nicht unerheblichen Teilen aus langen Häuserzeilen, die vor über 100 Jahren erbaut wurden. Zu einer Zeit also, als man noch eine Aufwischfrau hatte und die Lebensmittelboten zur Hintertür kamen, um Fleisch oder Gemüse zu liefern. Deshalb wurden diese Mittelklassehäuser mit einer Service Lane konzipiert, noch heute kopfsteingepflasterten Liefergassen hinter den Häusern, die es ermöglichte, das Vorne proper zu halten. Heutzutage dienen diese praktischen Lanes vor allem der Müllabfuhr. In den breiteren Lanes finden Garagen ihren Platz. Ob es dazumal ein paar Pferdeställe gab? Nicht in unserem Viertel, dafür sind die Häuser nicht groß und prächtig genug, andernorts aber sicherlich.

Es ist toll, dass moderne Müllautos durch die Straßen kommen, die Müllleute sind sehr geschickt darin, von den zugeparkten Querstraßen in die schmalen Dienstwege einzubiegen.
Doch zurück zu den Tonnen:
Man kann sie draußen stehen lassen, muss nicht an den Leerungstag denken. Der Nachteil ist, dass sie gerne vom Wind erfasst werden und umfallen. Auch wenn sie voll sind. Dies wird noch schlimmer durch die hiesige Geographie aus steilen Hügeln. Sobald also eine Tonne umgefallen ist, neigt ihr Inhalt dazu, sich weiträumig nach unten zu bewegen, das kann eine schöne Sauerei geben und ist leider ein alltäglicher Anblick. Unsere beiden Tonnen (Restmüll und Recylingmüll) stehen auf der normalerweise windgeschützteren Seite. Ab und zu „wandern“ sie ein bisschen nach unten, bleiben jedoch aufrecht. Jedenfalls bei üblichen Windereignissen. Der Sturm Ciaran (nach Deutschland kam er dann als eine Sabine) war jedoch so stark und mit tückischen Böen versehen, dass auch wir unseren Müll wieder aufsammeln mussten. Jetzt stehen die Tonnen im Hof, der ist zu eng zum Umfallen. Ciaran hat sich längst ausgepustet, doch es folgen Sturm nach Sturm. Lieber noch ein bisschen drinlassen bei den Blumentöpfen mit den schlafenden Pflanzen und den Fahrrädern.

Ja, Wind ist hier kein Thema, Ciaran hat das Radfahren jedoch an eine Grenze gebracht, er war stärker als der Durchschnitt. Erfahrung und ein gutes Gefühl für Gleichgewicht half, um auf die aus dem Hinterhalt kommenden Windböen und Seitenwinde zu reagieren. Die Autos machten einen respektvollen Bogen, endlich passen die mal auf;-)

politische stürme

Aufenthaltsgenehmigung. In einem früheren Beitrag schrieb ich von meinem Antrag auf Registrierung als legal in den UK lebende EU-Bürgerin. Das hat geklappt, doch die Anerkennung des dauerhaften gültigen „settled“ Status („sesshaft“) besteht – aus einem Link! Mit Hilfe dessen kann man angeblich nachweisen, dass man nicht illegal ist. Immer wieder und wieder … Es gibt keinen Ausweis, kein Dokument. Ich bin nicht die einzige, die das sehr wütend macht. So zeigt man Leuten, dass man zum Menschen 2. Klasse geworden ist.

Es existiert eine Lobbygruppe, die sich für eine so genannte green card für EuropäerInnen in den UK und britische Menschen in der Union einsetzt, denn niemand hat Lust auf diese politischen Spielchen, in denen wir von einigen Kreisen als Faustpfand benutzt werden. Es handelt sich nicht um ein Minderheitenproblem, um die 4-5 Millionen Menschen sind betroffen. Ich verfolge dieses Entwicklung sehr genau und unterschreibe jede Petition dazu.

Lebensstürme

Ich will keinen Beitrag negativ beenden, es gibt genügend Schönes zu berichten. So war der 80. Geburtstag meiner Mutter zwar nicht in England, doch in Bayern eine 2-tägige Sause, an der alle ihre Freude hatten, auch die Jubilarin und das ist das Wichtigste. Happy Birthday!