Segel setzen

Sommer in Plymouth. Während halb Mitteleuropa in Regen ertrinkt, darf die Südküste Englands eine rare Sonnenwoche genießen. Hier der Plymouth Sund, kurz vor der Segelregatta SailGP am 17./18. Juli.

Mit Sonnencreme und langen Ärmeln sitzen wir zwei Nachmittage auf den Abhängen von Plmouth Hoe, der Anhöhe über den Sund. Wir fiebern mit der Welt schnellsten und technisch interessantesten Segelboote mit. Die F50 genannte Klasse hält eines ihrer neun über ein Jahr verteilten Rennwochenenden ab. Nach Bermuda und Taranto in Italien ist Plymouth der dritte Startort. Es folgen Dänemark, Frankreich, Spanien, Australien (dann schon im Winter), Neuseeland. Das letzte Rennen wird 2022 in den USA ausgefochten werden.

Alle Teilnehmenden (manche Crews bestehen aus Frauen und Männern, wobei Frauen noch weit in der Unterzahl sind) benutzen denselben Typ Boot. F50 Katamarane mit Foils, das sind diese Art dünnen Flossen, die unter dem Boot hängen. Wenn das Boot segelt, hebt die Aerodynamik der ganzen Konstruktion (ich weiß, das ist eine unpräzise Beschreibung) den Rumpf aus dem Wasser, die Boote fliegen auf den Flossen über das Wasser. Bei wenig Wind sind dabei nur drei Leute an Bord, bei mehr Knoten 4 oder sogar 5.

Schema eines Katamarane mit Foils/Flossen.

Jedes Rennwochenende besteht aus 6 kurzen Rennen mit 8 Booten. Im letzten, dem 6., Rennen dürfen die 3 Bestplatzierten den Sieger des Wochenendes unter sich ausmachen.

Die Bewertung ist einfach: 8 Teams (wie sich die 8 Länderteams qualifiziert haben, weiß ich nicht) bedeuten 8 Punkte pro Rennen maximal. Der Verlierer erhält einen Punkt. Nach drei Rennen sah am Samstag das Klassement folgendermaßen aus:

Nach dem ersten Renntag sieht die Tabelle so aus. Das Team mit Heimvorteil, Großbritannien, hatte zweimal Pech mit dem Start und erreichte trotz eines zweiten Platzes in Rennen 3 nur den letzten Rang. Grund dafür waren auch zwei Strafpunkte für ein bestimmtes Manöver. Deshalb haben sie nur 8 anstatt 10 Punkte. Die Schiedsrichter sind hier sehr genau.
So sieht ein Manöver aus am Beispiel des dänischen Teams.

Am zweiten Renntag sieht es für die Britischen schon besser aus. Ein zweiter und ein erster Platz reichen zwar nicht für die Teilnahme am letzten Rennen, doch sie hieven sich vom letzten auf den 4. Platz hoch und halten im Gesamtwettbewerb sogar Platz 2. Jedes Rennen war anders, die ersten können gut die letzten werden, manchmal ist das Feld dicht an dicht, manchmal segelt jemand davon. Wirklich spannend zum Zusehen.

Hier fährt die Passagier- und LKW Fähre von Frankreich kommend ein. Links daneben drei F50. Der Größenvergleich mit der riesigen Fähre lässt die Höhe der F50 erahnen: die Segel sind bis zu 24 m hoch.
Australien, die Siegenden des Wochenendes, fliegen ins Ziel. Hier lässt die Silhouette des Crewmitglieds die Dimensionen des Boots erahnen.
Der Hoe mit dem Smeaton Leuchtturm war gut besucht, dieses ungewöhnliche Sportereignis ist auf großes Interesse gestoßen.

Giganten

Luftbildaufnahme, entnommen der Tourismusseite von Plymouth. Zeigt eine bessere Übersicht als Fotos vom Straßenniveau aufgenommen.

Die Giganten sind zurück auf Plymouth Hoe, der Anhöhe über dem Plymouth Sund! Künstler Charles Newington hat mit vom örtlichen Fußballverein Plymouth Argyle gespendeter Rasenmarkierfarbe zwei Giganten im Kampf (nach)gezeichnet. Vom 14. bis 17. Jahrhundert befanden sich an dieser Stelle Originalzeichnungen, die beim Bau der Zitadelle / Kaserne im Hintergrund zerstört wurden. Leider habe ich keine historische Abbildung der Figuren finden können, es wurde jedoch vermeldet, man strebte eine möglichst genaue Rekonstruktion an. Da Rasenfarbe nicht ewig hält, zeichnet das in der Festung stationierte 29. Kommando, die Figuren den ganzen Sommer über bei Bedarf nach. Man kann das als späte Wiedergutmachung sehen, immerhin hat das Militär die früheren Kämpfer aus dem Weg geräumt.

Corineus und Gogmagog

sind zu sehen. Wer waren sie und was machten sie auf dem Hoe?
Dazu sagt das deutsche Wikipedia: “Gogmagog war ein Riese in der angelsächsischen Mythologie. Er war dreieinhalb Meter groß und so stark, dass er ganze Eichenbäume wie Haselnussruten ausreißen konnte. Etymologisch wird damit die biblische Erzählung von Gog und Magog aufgenommen, der Name könnte aber möglicherweise auch auf Gawr Madoc zurückgehen (Gawr = Riese).
Geoffrey von Monmouth erzählt in der Historia Regum Britanniae, d. h. in der Geschichte der Könige Britanniens um 1136, wie die Insel Britannien unter Brutus von trojanischen Flüchtlingen besiedelt wurde. Corineus, einer seiner Gefolgsleute, wurde der Herrscher von Cornwall, wo es besonders viele Riesen gab.
Als Gogmagog und zwanzig andere Riesen Brutus während eines Gottesdienstes angriffen, ließ er sie töten bis auf Gogmagog, der zu seiner Unterhaltung mit Corineus ringen sollte. Gogmagog brach Corineus drei Rippen, aber dann schleppte ihn dieser an die Küste und warf ihn von den Klippen ins Meer, wo er zerschellte.”