Gleiche Chancen für …

Mädchen und Jungs. Eine zweiteilige Fernsehsendung im britischen Fernsehen.

Ist das nicht längst gegeben? Wir schreiben das Jahr 2017 und befinden uns in Großbritannien, einem der Länder, die sich Geschlechtergerechtigkeit auf die Fahnen schreiben. Wieso sieht man also im Erwachsenenalter immer noch, dass Frauen weniger für dieselbe Arbeit erhalten (und sogar oft fordern, weil sie offenbar bescheidener sind).

Sachverhalte wie diese wollte ein Fernsehmann und Arzt näher untersuchen. Er griff sich eine Klasse mit 7-jährigen auf der beschaulichen Isle of Wight im Süden Englands und testete die Kinder zu Beginn eines 2-monatigen Versuchs, Jungs und Mädchen geschlechterneutral zu erziehen. Kein Problem, ein paar kleinere Korrekturen und geschafft, oder?
Denkste.
Die Erstbefragung war erhellend. Bis auf ein Mädchen gaben alle Kinder an, dass Jungs besser seien. Sie seien stärker*, würden automatisch Führungsrollen übernehmen und coolere Spielzeuge erhalten.

*Kinder sind vor der Pubertät biologisch gleich stark. Mit einem Hau-den-Lukas Wettbewerb wurde das schön demonstriert und zeigte Aha-Effekte. Woher glaubten die Kinder dann, dass Jungs stärker sind?

Andererseits konnten Mädchen ihre Gefühle ausdrücken und Jungs im Schnitt nur eines: Wut. Andere Gefühle konnten sie nicht beschreiben.

Mädchen beschrieben sich als hübsch oder hässlich und veranstalteten – kein Witz jetzt! – rosa Parties. Nichts gegen Rosa, doch sah das etwas einseitig aus. Es gibt ja noch andere hübsche Farben. Blau z.B. Oder Grün.

Im Legen von Tanggram*aufgaben waren die Mädchen erbarmungsmäßig schlechter als die Jungs, so dass man jeden viktorianischen (Victoria, Queen 1837-1901) Familienvater mit der altväterlichen Idee, Frauen könnten nun mal nicht räumlich denken und das sehe die Natur so vor, bitteschön, Recht geben müsste. Sie hatten nie “räumliche” Spielsachen bekommen, wie Lego, sondern “soziale”, wie Puppen.

* https://de.wikipedia.org/wiki/Tangram

Noch mehr Beispiele?: Kinder, deren Väter nachweislich viele Aufgaben wie Kochen im Haushalt übernahmen, sagten dennoch , Abwaschen, das ist Frauensache.

Kleiderlose Ausmalbilder von Berufen wurden generell mit Geschlechtern besetzt: Mechaniker und Magier wurden als Männer gezeichnet, Tänzer und Make-up-Künstler als Tänzerin und Make-up-Künstlerin. Kein Wunder, dass der Versuchsleiter dann den Kindern ein paar Stunden mit genau den gegenteiligen Rollenbildern schenkte. Eine weibliche Mechanikerin zeigte das Innere eines Autos, ein Tänzer machte Übungen und erzählte von seiner Arbeit.

Die Welt dieser Kinder ist voll mit entweder Rosa oder Blau – die Industrie gibt vor, die Eltern machen unbewusst mit.

Der Versuchsleiter – und nicht nur er – war geschockt. Ein derartig einseitiges Ergebnis hatte er nicht erwartet.


In dem Alter wollen Kinder natürlich (denke ich) anfangen, die Welt in Schubladen zu packen und saugen mehr auf, als die Erwachsenen (außer die Marketingfritzen von der Industrie) glauben. Sie sind stolz, wenn sie meinen, sie checken die Welt langsam ab. So hat es zu sein, ich weiß w(d)as. Kein Wunder, dass bei dieser Beeinflussung die Mädchen ihre Berufswünsche bzw. Möglichkeiten als Friseuse beschrieben und nicht als Formel 1 Fahrerin, die Jungs keinerlei Probleme dabei hatten, sich als Astronaut im All zu sehen.


Mit einigen innovativen und witzigen Ideen wurde versucht, Alternativen aufzuzeigen.


Am Ende der zwei Monate hatte sich tatsächlich einiges geändert. Jungs haben spontan Picknick vorbereitet und Mädchen sind in die Feuerholzgruppe gegangen. Jungs haben mit Begeisterung Bären aus einem vorgefertigten Set genäht und Mädchen einen elektisch betriebenen Roboter.

Die Mädchen konnten schon nach wenigen Wochen die Tangramaufgaben fast so gut wie die Jungs lösen. Sie haben schnell aufgeholt, was sie durch weniger spielen mit Lego oder Dingen wie Fischertechnik verpasst hatten. Einige Jungs sind weniger vor Frust explodiert, sondern konnten ihre Gefühle und Wünsche schon vor dem großen Knall äußern.

Der Klassenlehrer hat sich die Lektionen hinter die Ohren geschrieben, nicht mehr die Kinder mit geschlechterspezifischen Kosenamen gerufen, hat Bücher mit Superheldinnen in seine Klassenbücherei gepackt und die passiven Prinzessinnen rausgeschmissen. Auch die (weibliche) Schulleitung hat versprochen, mehr Möglichkeiten für das Denken der Kinder offenzuhalten.


Doch das Ganze war wirklich frustierend. Dies war eine durchschnittliche Schule, nicht anders als eine in Deutschland. Mich hat es immer wieder heiß und kalt überlaufen, wenn ich dachte: wie hätte ich mich als Erwachsene verhalten: schenke ich nicht auch geschlechterspezifisch, um einer Erwartungshaltung gerecht zu werden? Akzeptiere ich nicht auch rauheres Verhalten von Jungs als von Mädchen? Was mich dazu treibt, (manche) Jungs zu vermeiden, muss ich sagen, weil es mich elendig annervt, aber das ist ja auch eine Form von Akzeptanz. Dass es anders geht, zeigt z.B. mein Patensohn … lebhaft, aber bis jetzt noch nicht macho.

In den 70ern, in meiner völlig normalen und dazu bayrischen!!! Schule hätte kaum ein Mädchen gesagt, dass Jungs besser wären. Berufswünsche waren offen: man wusste, es gibt nicht viel weibliche Mechanikerinnen oder männliche Kranken“schwestern“, doch dass diese Dinge gerade dabei waren, sich zu ändern und wir die Wahl hatten. Man wusste, Frauen und Forschung oder andere gehobene Berufe, die viel Zeit in Anspruch nehmen, können von Frauen intelligenzmäßig locker bewältigt werden. Wenn auch meist um den Preis, dass sie keine Kinder bekommen sollten, dann hätten sie die Zeit nicht mehr für diese „Berufung“. Das war auch irgendwie klar …

Wenn ich sage, „man“ versuche ich mich zu erinnern, wie ich die Atmosphäre empfunden habe und was ich gelernt habe. Gemischte Botschaften, siehe oben, aber immerhin gemischt. Es war eine Offenheit da, eine gewisse Bereitschaft, seinen eigenen Weg finden zu dürfen. Obwohl ich oft gehört habe: dieses oder jenes sollte man als Frau (und nicht als Mensch oder Erwachsene(r)) können, wurde nie vermittelt, es lohne sich nicht, andere Dinge auch zu lernen.

Aufrüttelndes Fernsehen.

Nachrichten aus dem Nordwesten

Der nicht so berühmte Sommer ging in einen wunderbaren Spätsommer über, der sich jetzt in einen angenehmen Frühherbst verwandelt – Gedanken an Heizung kommen hoch und die Sandalen wollen bald geputzt und verräumt werden. Schade, Luft an den Füßen tut gut, besonders wenn man viel in Gummistiefeln arbeitet. Dem kann nun nicht abgeholfen werden, warme Füße sind einfach ein größeres Gut als gelüftete Füße (diese Bemerkung hat nichts mit Gemuffel zu tun).

Wiederum nach dem Sommer – der lethargisch vor sich hin dümpelte – erwachen die Märkte, die Leute sind aus dem Urlaub zurück, mehr Brot kann umgesetzt werden, Experimente (erfolgreich) mit Baguette backen werden gemacht; und es wird geerntet. Brombeeren werden reif und wollen für Marmelade für die Marktkuchen verarbeitet werden. Sirup kochen wird nach schludrigen Versuchen in Vorjahren erneut ausprobiert, diesmal mit Rezept, vielleicht schmeckt’s dann sogar. Ob der Sternanis in der Mischung zu durchdringend ist?, die Zeit wird es weisen.

Die Obsternte verspricht gut zu werden, Leute bieten Äpfel, Zwetschgen (oder Pflaumen) zum Abholen und Selberpflücken an, denn sie sind großzügig und können die Mengen gar nicht verarbeiten. Schade, dass der Tiefkühlschrank nicht unendlich groß ist.


Im Sommer hat sogar die unendliche Narretei des Brexits ein bisschen für Spaß gesorgt, endlich mal befreit lachen über diese Kapriolen. Jetzt sind alle Spaßbremsenpolitiker und Innen wieder aus dem Urlaub zurück und was passiert: sie schaffen Fakten und man kann sie immer noch nicht ernst nehmen. Das nennt sich nun erwachsene Leute! Erst das Volk belügen (das ist keine Phrase, wirklich geschehen) und dann mit dem gewünschten Ergebnis nichts anfangen können. Leute, entscheidet euch. Oder noch besser: gebt eure Jobs an Leute, die was davon verstehen. … Man wird ja noch mal träumen dürfen.


Tattenhall blüht und gedeiht, zumindest wirkt es so. Es gibt zusätzlich zum Sparmarkt, der Post, dem Metzger, dem Hundesalon, den zwei Frisiersalons, einem Café, einer Damenboutique, einem Zeitungsladen und drei Pubs zwei neue Geschäfte: ein Laden für ein bisschen Kunstgewerbe, jedoch hauptsächlich für Näh- und Bastelkurse für Groß und Klein. Das sollte laufen, die Leute sind wild darauf, Neues zu lernen oder Altes zu vertiefen. Dann noch, etwas spezialisierter, ein Geschäft für Yoga- bzw. Freizeitkleidung. Für großen Umsatz ist Tattenhall natürlich nicht bevölkerungsreich genug, der Internethandel soll hier den Erfolg bringen. Die Teile von einem südafrikanischen Familienbetrieb sind wirklich bequem, ich habe schon einiges anprobiert, doch warte ich auf eine versprochene kürzere Hose, die noch durch den Zoll muss. Internationale Verschickung, diese Vorgänge kenne ich aus meinem früheren Job, der beinhaltete, Fußballtore durch die Welt zu schicken.


Nun noch was fürs Auge: Das Bild zeigt zweimal Recyceltes: zuerst waren es Plastikdeckel und –gefäße, die, weiß angemalt, die Schönheit der runden Form zeigen sollten. Eine Kunstinstallation für die Tattenhallschau. Da sich zufällig nach oben offene Gefäße ergeben hatten, habe ich diese mit Wasser und Blumen gefüllt und als gewünschte Tischdeko für einen 60. Geburtstag mitgenommen. Dieser 60. war eine Teeparty im Bürgerhaus, mit Quiz und viel Musik. Eine wirklich angenehme Art, seinen Geburtstag zu feiern.