Die Post geht ab

Das wollen wir hoffen, doch sicher ist das gerade nicht. In den UK gab es vor Weihnachten 2022 Auslieferungsstreiks und neue Arbeitsniederlegungen sind auch im neuen Jahr wegen Lohndisputen in Sicht.
Zu allem Übel wurde am 10. Januar 2023 die EDV Auslandsabwicklung der Post gehackt – vermutlich von Leuten, die Geld für die Ent -Blockierung der Software wollen. Das nennt man die gute alte Erpressung. Manche Dinge ändern sich auch im digitalen Zeitalter nicht. Inwieweit das geklärt ist – dazu hält sich die Royal Mail, denn um die geht es, bedeckt. Am 25. Januar wurde erklärt, Briefe könne man wieder ins Ausland verschicken, mit Päckchen solle man noch warten, wegen des entstandenen Rückstaus. Das kann man interpretieren, wie man möchte.

Währenddessen streikte auch die Post in Deutschland, wie man hört. Ob deshalb oder wegen der englischen Streiks eine Weihnachtskarte erst nach drei Wochen eintraf? Immerhin, sie traf ein.

Zufällig ist die Post also in aller Munde, als ich mich entschließe, ein paar der klassischen roten Briefkästen zu fotografieren. 1840 wurde die erste Briefmarke der Welt herausgegeben, die Penny Black. Von da an (spätestens) florierte das Verschicken von Sendungen und Briefen, da auch die Schreib- und Lesequoten in der Bevölkerung stark zunahmen, das Ganze wurde ein gutes Geschäft.

Postkutschen und Boten jedwelcher Art gibt es natürlich seit Jahrtausenden. Man organisierte sich in England dennoch relativ früh zentral, die Royal Mail (das britische Pendant zur Deutschen Post) wurde 1516 gegründet. Am Namen royal sieht man schon, es war ein König, der das tat, und zwar der ansonsten nicht gerade für sinnvolle Taten bekannte Henry VIII.

Zeit, sich um die Briefkästen zu kümmern. Die gibt es seit 1852, die ersten Exemplare wurden in frei stehender Säulenform auf den Kanalinseln Guernsey und Jersey installiert. Das Ganze war ein großer Erfolg und die Kästen breiteten sich rasend schnell aus.
Übrigens waren sie bis 1874 grün, die Post wollte eine diskrete Lösung, die gut in die (meist ländliche) Umgebung passte. Das sah die Kundschaft anders, die wollte die Dinger einfach FINDEN, deshalb wurde das gut sichtbare Rot eingeführt.
Es gibt unterschiedliche Ausführungen der Briefkastensäulen, auch verschiedene Formen, mal 6-eckig, mal rund, glatt oder geriffelt. Oder einfach auch 4-eckig. Und natürlich eingemauert oder an einem Laternenpfahl befestigt.

Forschungsdrang

Erst 2022, durch den Besuch von V. und Familie aus Köln, wurde mir bewusst, dass jede Postbox, da es ja die ROYAL Mail ist, die Initialen des oder der Herrschenden trägt, in deren Amtszeit sie installiert wurde. Das wurde im Erbfall nicht wieder geändert. Allein im Umkreis um unser Haus sind schon mindestens 3 Monarch:innen zu zu finden. Ich habe sie “ungeschminkt” fotografiert, nicht alle sind eine Touriattraktion.

Typisches Exemplar Elisabeth II mit der englischen Damenkrone.
Scheußliches und verschmiertes Elisabeth II Exemplar.
VR – Victoria Regina. Da weiß man, was man hat. Die erste Königin, die Briefkästen bekam.
GR steht für George V (1910-1936). Sein George trägt keine Nummerierung. Vielleicht dachte er, nie wieder würde ein George König werden? Nun, er hat sich geirrt, Queen Elisabeths Vater wurde 1938 George VI. Seine Briefkästen tragen eine Nummer.
Post ist nicht unpolitisch

“Kosmetische” Reparaturen gab es im einigen Fällen bei Edward VIII, der bekanntermaßen 1938 abdankte. Das war der Royal Mail peinlich, denn sie hatte in den Monaten, als er schon König war (das wird man automatisch nach dem Tod des Vorgängers, in dem Fall George V), schon einige Briefkästen aufgestellt. Da Edward VIII nie gekrönt wurde, sind die Briefkästen mit der Königskrone also streng genommen falsch. Einige reparaturwürdige Postkästen wurden deshalb im Zuge der Arbeiten umfrisiert und mit den Inititalen des neuen Königs George VI geschmückt. Die Plymouth nächst gelegene noch originale Edward VIII Mailbox scheint sich bis zum heutigen Tag in Exeter zu befinden, s.b. B.

Seltene Edward VIII aus Exeter mit der englischen Herrenkrone.

Auch waren nicht immer alle Kronsubjekte begeistert von den Insignien. Als 1952 der Schriftzug Elisabeths der Zweiten gedankenlos auf schottischen Briefkästen angebracht wurde, wurden einige Kästen angezündet und sogar geteert und gefedert. Grund: als Elisabeth I auf dem Thron saß, war Schottland noch unabhängig, Elisabeth II ist also dort Elisabeth I. Alle schottischen Briefkästen wurden seitdem neutralisiert und überdies mit der schottischen Krone versehen, anstatt der englischen, s.b.B.

Schottische Post Box ab 1952, der Krönung Elisabeths II. Man sieht: keine Name und die Krone ist anders, es ist die Krone aus den schottischen Garnitur Kronjuwelen.
Zum Feiern

Eine Ausnahme von den roten Kästen gab es (fast) nur nach den Olympischen und Paraolympischen Spielen 2012 in London, bei der die englischen Athlet:innen außerordentlich erfolgreich waren. Alle Goldmedalist:innen und einige Bronze- oder Silbermedaillist:innen erhielten eine Postbox in ihrer Heimat oder Wahlheimat golden übermalt! In Plymouth gibt es zwei, allerdings sind diese keine echten Briefkästen, sondern nur für Fanpost für die beiden Geehrten. Tom Daley, der bekannte Wasserspringer, mit einer kleinen Bronzebox und die litauische, aber in Plymouth ansässig gewesene litauische Goldschwimmerin Ruta Meilutyte mit einer kleinen goldenen. Sie befinden sich im Besitz und am Ort des örtlichen Fußballvereins Argyle Plymouth.

Beispiel einer goldenen Postbox. Eine George VI Box wurde hier übermalt. Man sieht ein G für George, ein R für Rex – König, dazwischen klein eine lateinische VI. Darüber die englische Herrenkrone.

Postsendungen sind rückläufig. Dennoch könnte es doch sein, dass bald Charles III Briefkästen auftauchen …

Insignien für Briefmarken, seine offizielle Post und Banknoten wurden bereits gestaltet. Das CRIII wird man also häufiger zu sehen bekommen.