In den Garten

Plymouth mag als Häusermeer erscheinen, doch nicht alles ist Stein in Stein und nicht alles ist Radfahren entlang großer böser Straßen. Neben unzähligen kleinen und mittleren Parks befinden sich sogar Radwege in unserer Mitte. Unser nächst gelegenes Herrenhaus befindet sich keine 5 km entfernt und ist zu 85% (mindestens) auf separaten Radwegen zu erreichen. Radweg unter der Bahn durch, auf eine Radbrücke über eine Bundesstraße, auf einer Radbrücke über den Fluss Plym (wenn der da ist, meist scheint er nicht da zu sein, er ist tidenabhängig, siehe Bild mit Blick zurück in die Stadt) und dann flussaufwärts bis zu Haus und Garten geradelt. Perfekt. Wenn man noch bedenkt, dass kurz vor dem Herrenhaus der große Recyclinghof der Stadt liegt, an dem man merkwürdige Gegenstände aller Art loswerden kann – noch ein Grund mehr, hier entlangszuradeln.

Das Haus:

Von innen nur ein paar Details. Das Haus ist gestopft voll mit orginaler Einrichtung und Kunst, vieles erste Sahne, doch in den Gängen hängen wirklich viertklassige Schinken. Ich habe mich dieses Mal auf Details beschränkt, die große Handwerkskunst.

Mit verschiedenen Materialien intarsierter Reiter auf einem Tisch. Nur ein Beispiel der Mode der Chinoiserie, der Einführung, Nachahmung und genereller Bewunderung chinesischer Kunst und Formensprache im 17. und 18. Jahrhundert.

Die freundlichen Damen verschönern den Aufenthalt in einem kleinen China-Zimmer: als Wandbemalung.

Ein blauer Drache auf einer kleinen Vase. Keine Ahnung, was auf dem Würfel steht.

Vielleicht inspiriert von den chinesischen Wachlöwen (Foo-Hunde). Ein paar putziger Kaminornamente.

Der europäische Bildungskanon der Zeit darf nicht fehlen. Viel Inhalt in kleiner Verpackung, diese Bücher sind nur ca. 15 cm hoch.

Draußen vor der Tür:

Keine Porzellanglöckchen. Aber so was in der Art. Im Garten konnte man auch gut ein paar Blätter Efeu abpflücken – gut für die nächste Wäsche, Efeu enthält Saponine, das sind Seifenmoleküle, braucht es weniger Waschmittel.

Kleiner Blog

… von kleinem Ausflug. Ein 2x ENDLICH

1) ENDLICH hat K. auf einem RASENPLATZ Tennis gespielt. Also so wie sie in Wimbledon spielen. Der Club, den er sich in Plymouth ausgeguckt hat, hat Hartplätze, aber auch zwei Rasenplätze. Beweisfoto existiert noch nicht, ich war wegen Erkältung nicht dabei, doch seine Einschätzung: interessant, doch in Wimbledon sind die Plätze vermutlich besser gepflegt (also für das Spiel vorhersehbarer, der Ball hüpft nicht überall unberechenbar herum).

2) ENDLICH, das Wochenende ist für K. ein Abhaken von alten Wünschen: unsere erste DARTMOOR Wanderung. Nur eine kleine, doch immerhin. Licht war merkwürdig, Fotos nicht so toll, doch ein Eindrückchen von dieser so ANDEREN Landschaft, die sich keine 25 km von Plymouth entfernt befindet.

Bronzezeitliche Spuren (3-4000 Jahre) gibt es auch, Menhire, Steinreihen. Und viele Dartmoor Ponies und Rinder. Und Schafe gibt es und Wandernde.

Die letzten Blauglöckchen verblühen langsam. Es gibt richtige Wiesen voll davon.

Ein klassischer Anblick: windgeformte Bäumchen am Felsgrat.

Bronzezeitmenschen haben sich ordentlich Mühe gegeben.

Noch ein Wort zum Dartmoor Prison, dem berühmten Gefängnis. Seit Jahrzehnten beherbergt es keine Schwerverbrecher mehr, sondern normale Kriminelle. Es soll in den nächsten 10 Jahren abgewickelt werden. Mit seinen grauen Mauern sieht es eindrucksvoll aus, man kommt im Örtchen Princetown umstandslos daran vorbei, es liegt also nicht einsam und abgeschieden hinter einer Nebelwand verborgen.

Eindrücke

– das sind Dinge, die eindrücken und dadurch verändern. Oder?

Im neuen Alltag. Ein paar Vignetten.

Klima

Meeresklima, ganz anders als gewohnt. Schwitzen oder frieren? Manchmal scheint es dasselbe zu sein, ausgelöst durch fünf Minuten Unterschied oder durch gar nichts. Die gefühlte Temperatur ist oft anders als die faktische. Das ist überall so, doch hier ist das Verhältnis anders als im Inland. Die Luft erscheint trockener. Vielleicht liegt es am alten steinernen Haus oder am Salzgehalt der Luft.
Und Küste ohne Wind bedeutet eine Art Schwüle. Die Stadt hat auch ein anderes Licht. Gleißender (eines der tollsten Wörter der deutschen Sprache). Die hellen Häuser werfen das Licht noch einmal mehr zurück. Gut, dass es viele grüne Parks gibt. Akklimatisation auf Meereshöhe.

Manche Straßen haben Baumbepflanzung und manchmal sogar grüne Vorgärten = und deshalb vermutlich höhere Preisen und auf jeden Fall mit Anwohnendenparkenschildern. Wenn es nicht so nobel hergeht, gibt es keine Bäume, sondern endlose Häuserzeilen, die wie die Straßen und die winzigen privaten Geländer vor den Häusern steinig hell sind. Eine Art tote Uniformität. Alles Leben spielt sich drinnen ab. Hoffentlich spielt sich da Leben ab. (Bestimmt!)

Unerwarteter Ausblicke: auf einem Stuhl am oberen Fenster stehend kann man das Meer sehen!

Glocken

bleiben das Thema. Ganz schön fordernd, die Proben hier. Das geht zack, zack, diese Methode wird geläutet, jene Methode wird geläutet. Habe zwei Türme besucht, das könnte ein guter Wochenrhythmus werden. Nachher in den Pub.  Geht gut, wenn man nicht mehr fahren muss und selbst zu Fuß in 25 Minuten zuhause ist.

Rad fahren

Bin in Millionenstädten geradelt, Köln, Berlin, München, doch in Plymouth hat es eine Woche gedauert, bis ich mich rausgetraut habe. Und doch – Rad fahren ist wie das sprichwörtliche Rad fahren, man verlernt es nicht, auch nicht in der Stadt. Atmen ist ein Problem, es geht immer auf und ab und die Luft ist einfach anders.
Nach der Anzahl der Joggenden zu urteilen gewöhnt man sich aber daran. Da sehen einige Leute ziemlich fit aus.

Wahlen

Leider durch den Umzug die Kommunalwahlen in Chester und in Plymouth verpasst. Plymouth hat eine konservative Mehrheit, doch eine starke Labourfraktion ebenso. Extreme Positionen werden nicht so sehr gewählt. Beruhigend, da die Gegend 60% Brexit gewählt hat. Ich denke, wegen der Fischereilobby. Leider wird diese auch vom Brexit nicht profitieren. Anders als es von außen aussieht, liegt das Gros der britischen Fischereien in den Händen von einigen wenigen Familien / Firmen. Griechische Verhältnisse. Die machen ihren Schnitt mit Brexit und Lobbyarbeit, die Quoten unnachhaltig zu erhöhen; jede Wette, dass die wenigen Kleinbooter nichts davon haben werden.

Bitte Platz zu nehmen, wir sind eingerichtet. Das Kissen ist von der genialen Barbara G. aus Tattenhall handgewebt.

Garten

Etwas Arbeit wird hier in Dartington sein bei Holly-Bee Flowers: