Nachschlag zu Unterwegs I: Asterix, Geografie und Autos

Das Wichtigste vergisst sich leicht zu erwähnen:

Das Dorf von Asterix ist nicht identifizierbar!! Wir erinnern uns: Das Dorf der unbeugsamen Gallier ist von vier Römerlagern eingeschlossen. Kleinbonum, Laudanum, Babaorum und Aquarium. Die Lage ist das Gebiet Aremorica in der Bretagne, doch wie die Lager ist das Dorf rein fiktiv. So fiktiv, dass auch heute noch kein Dorf behauptet, es sei nach ihm modelliert gewesen. Woher wir das wissen? K. hat in der Bretagne eine Buchhändlerin befragt.

Das ist schon selten. Wie viele Orte behaupten nicht, Wohnsitz von König Arthur gewesen zu sein? Oder Berge, die letzte Ruhestätte von Kaiser Karl zu sein (ja, ja, es muss der Untersberg im Grenzgebiet von Bayern und Österreich sein). Und, um in die Realität zurückzukommen, wie viele Orte behaupten nicht, den Mittelpunkt Europas darzustellen?

Küste:

Ein bisschen Geografie für Ortskundige

Roscoff für die Fähre.
Plouescat für Unterkunft.


Jahrhunderte alte Markthalle in Plouescat.

Der Menhir ist der von Cam-Louis

Das größte europäische Hügelgrab befindet sich in Barnénez, östlich gelegen, jenseits einiger der tidenabhängigen Flusstäler (viele Umwege beim Radfahren … Obwohl ich an dem Tag von A. ein Stück mit dem Auto transportiert wurde, blieben mir sicher 70 km, davon 50 mit Gegenwind und mit zu Ende gegangener Verpflegung – ich bin an einem Apfelbaumgroßhandelsverkauf vorbeigekommen, wollte aber lieber Äpfel, mhm. Kurz vorm Zusammenbruch wurde ein Burgerstand aufgetan;-)).

In St. Pol-de-Léon befindet sich nicht nur eine schöne Kathedrale, sondern auch eine ehemalige Kirche, genannt Kreisker (was Innenstadt bedeutet, also eine Kirche mitten in der Stadt, was auch zutrifft). In der hoch interessanten Kirche (K. war drinnen, ich sah sie nur geschlossen und musste zum Hügelgrab) befindet sich z.B. ein modernes Glasfenster von Kim en Joong, einem südkoreanischen Künstler und Mönch:

Großer Autoausflug nach Westen:

Le Conquet ist ein sehr netter Ort mit einem, wie kann es anders ein, großen Flußtal:

Die kleinen Zubringerruderboote für die Segelschiffe sind fein säuberlich an Bootshaltern angekettet. Bei Ebbe ist das Wasser weg, es ist nicht unmöglich, jedoch nicht zu ratsam, dann zu Fuß zu den Booten zu stapfen, Matsch garantiert.

St. Mathieu ist nur fast der westlichste Punkt der Bretagne, aber schöner kann die weiter südlich und einen Tacken weiter westlich gelegene Pointe de Raz auch nicht sein:

Zum Abschluss nach Landerneau, einem – wieder mal, ist aber so – sehr netten Ort mit, richtig, Fluss durch die Stadt (Wasser war gerade da, als wir kamen):

Kommen nicht so gut rüber, bitte glauben: die oft pastell oder fröhlich blau gestrichenen Fensterläden.

Autokennzeichen

Perfekt für langweilige Autofahrten, diese französischen Kennzeichen!

Und so sehen sie hinten aus:

Die Nummern und Zahlen links auf den Schildern haben keine tiefere Bedeutung. Interessant wird es am Ende. Frankreich hat sich in 90+ Departements eingeteilt. Diese werden alphabetisch durchnummeriert. Inklusive Paris, doch exklusive der Gegenden um Paris, die 90+ Nummern haben. Überseeische Departements haben dreistellige Nummern. Ein Auto aus Réunion z.B., wäre leicht zu erkennen, doch sensationell selten.

Also nur die 90 Departements auswendiglernen und los geht es? So einfach ist es tatsächlich. Für die Neulinge gibt es aber noch ein Hindernis zu überwinden. Über der Zahl ist eine Regionalflagge zu sehen und die bezeichnet nicht das Departement, sondern eine der 18 Regionen. Hier bei Bretagne (bretonisch Breizh) würde man denken: wau, so viele Gebiete im Alphabet über Br. Dem ist nicht so. 29 ist Finistère, einem der vier Departements der Bretagne.
Côtes d’Armor ist 22, Morbihan 56, Ille et Vilaine 35. Freundin A. kennt sie übrigens auswendig, diese 90+. Das ist höchst respektabel und sehr unterhaltsam, auf diese Weise etwas über französische Geografie zu lernen.

Was man noch lernt: Frankreich ist richtig groß. Viel zu entdecken.

Unterwegs II

Normandie

Immer noch der UK Blog. Doch aus der Normandie kam Willy der Eroberer, der Teppich von Bayeux befindet sich hier und Englische und Französische Kombattanten haben sich jahrhundertelang das Land streitig gemacht. Diese Vorgeschichte beschäftigt uns nicht so sehr in den beiden ganzen Tagen, die wir hier verbringen. Schnuppern wir in Triviales hinein: Wir machen die Beobachtung, dass in französischen Zügen nicht viel kontrolliert wird. Bei vier Zügen eine Kontrolle, das sind 25 Prozent. Man muss allerdings sagen, diese Stichprobe ist nicht repräsentativ …

Wir besuchen Bonner Freunde, die dieses Jahr in Granville Urlaub machen. Grund genug, in diese Küstenstadt zu fahren, auch wenn dafür 300 km zurückgelegt werden müssen. Die Normandie ist schon mal wieder anders. Das Steingrau ist anders, die Küstenlinie, das Essen.

Altstadt von Granville

Bei Ebbe ein Turm, bei Flut ein echter Sprungturm. Die Normandie bietet nicht nur meterhohen Tidenhub, sondern auch wunderbare Strände mit richtigen “Atlantikwellen” (obwohl wir hier tiefer im Ärmelkanal stecken = östlicher als in der Bretagne). Tolles Baden zu jeder Zeit.

Ein weiterer Sprungturm in der Innenstadt bei Flut.

Die Eidechse ist aus der Bretagne, könnte aber auch aus der Normandie sein.

In die Innenstadt gelangt man am malerischten über den Garten von Christian Diors Elternhaus und einen Friedhof. Anstatt Frischblumen gibt es viele Keramikblumen auf den Gräbern. Gute Idee.

Die Steilküste ist perfekt aufwindig. Jeden Tag sieht man Gleitschirme fliegen. Hier als kleiner bunter Strich hinter einem Grabkreuz.

 

Ein Diskussionspunkt ist Mont St. Michel. Zu viele Leute? Bestimmt, doch ich finde einen Kompromiss in dieser Wanderung entlang der Gegenküste des weltberühmten Klosters:

Dies ist unser Blick während der dreistündigen Küstenwanderung. Dazu Schafe, Kühe und keine Leute. Ein perfekter Nachmittag und irgendwann schaffen wir es auf der Heimfahrt sogar noch einen Kaffee zu trinken (war nicht so einfach). Beim nächsten Besuch gehe ich um 8 Uhr in der Früh zu diesem Berg und warte auf die Menschenmenge.


Der Heimweg wird wieder zurück von Roscoff angetreten. Die glatte Überfahrt bringt uns gegen Abend in Nebel vor Plymouth. Ungewöhnlicherweise (wie mir Einheimische später bestätigen) ist der Nebel so dicht, dass der Hafenmeister der Queen (Queen’s Harbour Master) den Hafen sperrt. Quasi in Sichtweise unseres Hauses – stimmt nicht, man sieht nicht die Hand vor Augen – warten wir die Nacht ab. Uns geht es gut, wir haben eine Kabine, bekommen sogar Frühstück umsonst und müssen die weiteren Tage eh nicht umorganisieren.

Um 6 Uhr in der Früh herrscht dickster Nebel. Um 6.30 scheint die Sonne, der Nebel hat sich ohne nennenswerten Wind einfach davongehoben.

Plymouth Sund in der Morgensonne

Unterwegs I

Bretagne

Haltet ein! Stopp.
Dies ist der Großbritannienblog, was soll da ein Ferienbericht über Frankreich? Das passt auf den ersten Blick gar nicht. Ich will jedoch ein paar Bilder unters Volk bringen und bin um keine Ausrede verlegen. Die Bretagne heißt Brittany auf Englisch. Da Great Britain das Groß-Britannien ist, ist Brittany die kleine Bretagne. Die Bezeichnung bedeutet bemalte Leute und bezieht sich auf die ersten Bewohnenden, auf die seinerzeit Rom hüben und drüben des Kanals getroffen ist. Und schon hatten sie ihren Namen weg.

Unabhängig davon gibt es eine gemeinsame Geologie, dazu weiter unten mehr.

Schaun wir doch mal hin, mit der Plymouth-Roscoff Fähre vom für uns nur 15 Radminuten entfernten Hafen. Bei Nacht fährt die Fähre langsamer, kann man schlafen, tagsüber geht es schneller (um die 7 Stunden).

Die Bretagne wartet mit wenig Meer auf uns. Der Tidenhub ist mehrere Meter hoch und man gewinnt den Eindruck, es gibt immer mehr Ebbe als Flut; genau wie in Plymouth. Der Eindruck trügt natürlich und zum Baden finden sich immer Stellen.
Freund L wartet am Hafen, um uns mit dem Rad zu unserer Unterkunft zu begleiten. Wir sind privilegiert, müssen nicht mühsam mit Karten oder Navis lavieren. Nach 18 Jahren Bretagneurlaub am selben Ort kennen sich unsere Freunde bestens aus. In den nächsten Tagen werden wir mit Rad und Auto begleitet, herumgefahren und bestens betreut.

Wir wohnen in einem kleinen Herrenhaus mit drei Eseln, einem Pferd, einem Maulpferd, Hühnern, zwei Hähnen und einem entspannten Hund. Das Haus ist voller Antiquitäten wie einem alten Bett, das in der Diele / dem Frühstücksraum steht. Wie die bayrischen Bauernbetten für die ganze Familie: zu kurz zum Ausstrecken, man schlief halb im Sitzen.
Frühstück ist französisch: hervorragender Kaffee und viel Süßes. Einmal sogar ein Töpfchen Mousse au chocolat. Die nette Dame des Hauses ist immer bereit zu einem Schwätzchen.

Die Bretagne bietet etwas für uns Gewohntes: wie in Wales sind die Ortsnamen und einiges andere zweisprachig aufgeführt – auf Englisch und auf Bretonisch. Man kann in der Grundschule Bretonisch lernen, es gibt jedoch keinen Zwang. Das Selbstverständnis erhält sich auf verschiedene Weisen, an Selbstvertrauen für die eigene Kultur fehlt es nicht: die Landschaft, die Bauweise, die wirklich schmackhafte Küche, die ohne 30 Gänge und den berühmt-berüchtigten französischen Schnickschnack auskommt … es kommt einiges zusammen.

Um einiges von diesem „einiges“ zu erwähnen: Buchweizencrepes (die sind pikant gefüllt, wogegen die Crepes aus Weizen süß sind), bretonischer Butterkuchen Far Breton, anderer bretonischer Butterkuchen Kouign Amann; und noch andere bretonische Butterkuchen. Man kann hier ein Muster erkennen: Butter ist Pflicht! Am besten die leicht salzige bretonische Butter, die anders schmeckt als Standard salzige Butter von anderswo.
Als Hauptspeisen kommen aus dem Meer Miesmuscheln, Jakobsmuscheln, Algenpasten (ja, die kann man nicht angeln, man erntet die Algen und macht was daraus), Sardinen, Austern (immer noch nicht probiert, muss ich in Cornwall machen).

Wunderschöne Wegkreuze allüberall.

Die Bretagne ist ein Gemüseland. Vor allem Zwiebeln (früher gab es Kleinhändler, die bepackt mit Zwiebeln nach England übergesetzt haben) und Artischocken.


Glücklicherweise wird beim Brot kein Kompromiss gemacht. Sicher gibt es in Frankreich auch vorgefertigte Fabrikteiglinge, doch es ist einfach, Bäckereien zu finden, die Baguette, Croissants und Brandteigéclairs selbst zubereiten und dies auch auf Schildern anpreisen.

Der, wie wir zur Verwunderung unserer deutschen Freunde meinen, irgendwie dickflüssige Cidre wird oft in einem Keramikkrug auf den Tisch gestellt und aus einer Art dickwandiger Teetassen getrunken (leider kein Bild).

Dazwischen bleibt immer die französische Lebensart: einfach mal ins Café setzen, einen Pastis schlürfen oder eine bretonische Breizh Cola (schmeckt wie Afri Cola) oder einen kleinen Café.

Hoffentlich vom Lesen satt geworden? Wir kommen zur Geologie zurück:

Die Bretagne, Cornwall und Süddevon stammen laut neuester Forschung aus demselben geologischen Zeitraum und Material. Der Ärmelkanal ist nicht besonders alt, das ist lange bekannt, doch nun heißt es zusätzlich, die brit. Hauptinsel sei kein Monoblock. Augenscheinlich wird das an der Küstenform: endlos viele Fluß- und Flüßchentäler fallen auf beiden Seiten des Kanals zum Meer hin ab und werden durch den Tidenhub reguliert. Bei Ebbe eine breite Schlammlandschaft mit unbeweglich getrandeten Booten, bei Flut ein Delta mit leise for sich hin dümpelnden Schiffchen. Das war es aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Das große und das kleine Großbritannien haben Unterschiede: die Radwege sind in Frankreich besser beschildert. Die Leute sind ein bisschen muffiger, bis man sie kennen lernt. Die Häuser sehen anders aus. Es gibt mehr Menhire und andere Kulturzeugnisse. Es scheint weniger Bodenschätze zu geben, man lebt seit jeher von Fischerei, Häfen und Landwirtschaft, nicht auch von Zinn oder Kupfer oder Porzellanerde wie jenseits des Kanals.

Richtig alt

Weswegen man (ich) die Bretagne besucht. Wegen der Frühgeschichte. 6000 Jahre altes Hügelgrab in Barnenez :

Menhir:

Auf geht’s

Wenn man weg möchte, fährt man zum äußersten Zipfel und marschiert los:

Auch von der Bretagne, St. Mathieu, fast am äußersten Rand von Finisterre, kann man nach Santiago wandern.

Ziemlich alt

Und es gibt eine besondere Kirchenbauform, die eingezäunten Kirchen (églises enclos). Vor 500 Jahren ging es der Bretagne besonders gut. Flachsanbau, Fischerei, wichtige Häfen, alles lief hervorragend. Grund genug, sich schöne Steinkirchen zu bauen mit mehr als einem Hauch von Konkurrenz: jedes Dorf wollte die schönste Kirche haben. Zum Gebäude selbst kommt mindestens ein Ossarium (Beinhaus, heute ohne Gebeine), mindestens ein Kalvarienberg aus Stein, ausladende Sakristeien, barocke Altäre und um alles herum ein sauberes Mäuerchen. Das alles in Steingrau und mit guter Atmosphäre.

Nicht leicht zu erkennen, doch unter der Deckenlampe befindet sich ein geschnitzter Drache – ein Wikingereinschlag, sehr häufig anzutreffen.

Als Beispiel: Kirche von Lampaul-Guimiliau

Steinschiff in Roscoff

Gebeinhaus in Roscoff

Das wars auch schon hierzu, im nächsten Beitrag wird es in die Normandie gehen.

Das entschleunigte Beuteltier

… und andere Wesen im Zoo von Chester.

Bevor ich dazu komme, warum bin ich hier, im NORDEN? Ich wohne doch im SÜDEN? Es ergab sich, am jährlichen Ausflug der Gesellschaft der jungen! Glockenläutenden aus Devon teilnehmen zu können. War natürlich mit Abstand die Älteste unserer 9-köpfigen Gruppe, die am Samstag in 5 Kirchen rund um Oswestry (das liegt ca. 30km von Tattenhall entfernt) an den Seilen zogen. Inklusive Übernachtungen in einer Pfadfinderhütte im Schlafsack, Lagerfeuer machen, das ganze Programm. Wie in alten Zeiten.

Als Beispiel St. Oswald in Oswestry, 8 Glocken. Oswestry liegt im Grenzland zwischen Wales und England. Jahrhunderte lang wurde entlang der Grenze um die Vorherrschaft Englands (damals das Reich Mercia) und die Unabhängkeit Wales gerungen. Wie das ausging, weiß man. Damals versuchten sich Beteiligte und Unbeteiligte zu schützen. An vielen Kirchen dieser Zeit finden sich im fetten Grundteil der Kirchtürme Wehrtürme, die später mit schlankeren Bauten erhöht und mit Glockentürmen abgeschlossen wurden. Deshalb diese fast stufenpyramidale Form.

Im Nachschlag habe ich in Tattenhall viele FreundInnen treffen können und war im berühmten Zoo. Der ist so groß, dass man neben alten Freunden wie dem Rhinozeros garantiert Tiere entdeckt, von denen man nie gehört hat.

Wie dem Baumkänguruh. Das ist ein Einzelgänger, lebt wie der Name sagt auf Bäumen, bewegt sich gemächlich und macht sein Ding. Fabelhaft. Ein Nicht-Kuscheltier für alle, die meinen, wenn sie mal ne Pause machen, bricht der DAX zusammen.

Nicht so gut hinter der derdappten (mit Fingerabdrücken verschmierten) Scheibe zu erkennen, doch das lange Ding unter dem Ast ist der Schwanz. Einen Augenblick war ich versucht, die Scheibe zu putzen, habe es dann gelassen.

Mehr Beuteltier:

Zum knutschen.

Dann gibt es das neue Lemurengebiet. Ein Gehege, durch das man durchgehen kann. Hat mich verwundert, durch Echsen marschieren? Etwas merkwürdig. Ist es aber nicht, denn Lemuren sind ja Halbaffen. Ich dachte an Leguane. Die Halbaffen scheren sich nicht viel um die Menschen, die waren recht kregel.

Und ja, ich weiß, ich bin Biologin, aber man kann sich ja mal vertun.