Spaziergang durch Plymouth Teil3

Nach einem Rundblick in der Plymouther Innenstadt wenden wir uns nun nach Süden, entlang einer direkt zum Meer führenden grünen Achse. Ein letzter Hügel will erklommen werden. In der Bildmitte lässt sich im Hintergrund eine “Nadel” erkennen, das ist das Kriegerdenkmal.

Und zwar dieses.

Daneben Sir Francis Drake. Immerhin hat er hier auf die Ankunft der Armada gewartet, Boccia spielenderweise, wie es heißt. Falls jemand es nicht weiß, er hat dann gewonnen (gegen die Armada, das Bocciaergebnis ist nicht überliefert).

Der so genannte Hoe ist mit Bänken bestückt, auf einer geteerten Fläche laufen Hunde, Leuten skaten und spielen auf den Rasen Frisbee – ich nenne den Hoe das Wohnzimmer von Plymouth. Besonders Sonntag Nachmittags genießen Einheimische und Touris den weiten Blick und verweilen.

Rückwärtig steht ein Block aus Appartmentgebäuden aus dem 19. Jahrhundert, dazu ein paar neuere Bauten. Sie drängen sich nicht auf, der öffentliche Platz für jederman und jederfrau ist großzügig bemessen.

Ein Leuchtturm, der gerade für die 400 Jahrfeier der Abreise der Mayflower (Pilgerväter…) frisch gestrichen wird. Er heißt Smeatons Turm und verbringt hier seinen Austrag. Ursprünglich stand der im 18. Jahrhundert erbaute Turm außerhalb des geschützten Sundes, seine Warnfunktion übernahm ein Folgemodell und heutzutage eine automatische Anlage. Im Hintergrund ist ein Kriegsschiff zu sehen, ein bis zwei liegen meist vor Anker, Plymouth ist ein wichtiger Marinehafen.

Blick aufs Wasser nach Südwesten: der Sund von Plymouth mit der Drake Insel.

Nach Süden auf den Ärmelkanal.

Nach Südosten auf Mount Batten.

Blick auf den Lido, ein Salzwasserschwimmbecken aus den 30er Jahren. Man kann aber auch an vielen Stellen unproblematisch direkt ins Meer steigen. Die Innenstadtküste ist felsig, doch mit Treppen gut erschlossen. Die Schwimmenden haben einen breiten Wasserstreifen für sich, eine Reihe Bojen etwas weiter draußen als das Lidobecken zeigt Booten und Schiffen an, wie weit sie an die Küste herandürfen. Auf der anderen Seite sind Badende gut beraten, den Bojengürtel nicht zu überschwimmen, der Sund ist geschäftig. Lokale Fähren, die Fähren nach Frankreich und Spanien, private Segelnde, die Küstenwacht, die Marine, Feuerschiffe … sorgen für ein ständig wechselndes Bild und viel Betrieb.

Militär spielt eine Rolle auch auf dem Festland, eine riesige Kaserne aus dem 18. Jahrhundert verschandelt und verbaut den westlichen Teil des Hoe. Der Bau wird heute noch vom Militär genutzt.

Entlang des Hoe gibt es Cafés und Pubs, Eisverkaufende … Joggende, Busladungen von Touris und Leute, die um 6 Uhr früh hier relativ ungestört spazierengehen. Es ist für alle etwas dabei.

 

Spaziergang durch Plymouth Teil 2

Die Innenstadt

Plymouth liegt in Devon, an der Grenze zu Cornwall (getrennt durch den Fluss Tamar). Deshalb hat die Stadt auch einen cornischen Namen, nämlich Aberplymm, der dasselbe bedeutet wie Plymouth – Mündung des Flusses Plym. Die/der Plym fließt im Osten der Stadt ins Meer. Seit der Bronzezeit, die dauerte etwa von 3000 bis 1000 vor Christus, ist Besiedlung nachgewiesen.

Der Stadtkern von Plymouth wurde 1941 im Plymouth Blitz komplett zerstört. In den 1950ern kam die Stadterneuerung. Die war ambitioniert, da völlig neuartig. Die Innenstadt wurde auf dem Reißbrett mit rechten Winkeln entworfen, die Straßen sind breit, mehr Boulevard als Straße und von Beginn an als Fußgehendenzone konzipiert. Es war die erste solche Europas!

Leider ist auch für die geneigten Betrachtenden die Innenstadt sehr heruntergekommen. Unten Ladengeschäfte mit hässlichen Fassaden, oben die ans Art Deco angelehnten Bauten, die einmal sehr schön gewesen sein müssen, aber schlecht gealtert sind. Die Innenstadt zu gestalten ist eine Daueraufgabe.

Ich stehe ungefähr hier, da, dort (schwarzer Pfeil) und fotografiere einmal um mich rum. Los geht’s.

Norden, in die beschriebene FußgängerInnenzone hinein.

Westen. Ein Verwaltungshaus, steht leer und niemand will es haben.

Süden, Richtung Meer, da gehen wir im nächsten Blog hin.

Osten, die Guildhall, ein Gebäude aus de späten 19. Jahrhudnert. Sieht ein bisschen italienisch aus. Da auch die Hall die Bombardierung nur als Hülle überstand, ist innen 50er Jahre Schick. Ein bisschen wie eine neobarocke Oper, üppig, bisschen kitschig, aber nicht schlecht. Hier finden Konzerte und Märkte statt.

Und wieder ein Schwenk nach Norden, die Ostseite der großen Einkaufsstraße. Rechts das Gebäude ist das House of Fraser. Das ist kein Gebäude, das Herrn Fraser gehört, sondern ein Kaufhaus. Im Hintergrund der Turm ist das höchste Haus der Stadt, dazu liegt es auf dem nächsten Hügel. Es ist – ein Studierendenwohnheim. Daran sieht man, welche Bedeutung die Uni, die gleich dahinter liegt, für das moderne Plymouth hat.


Bevor es zum Meer geht, im nächsten Blog, noch ein kleiner Umweg nach Westen, ein paar Meter nur, dann sind wir beim modernen Stadttheater. Vor dem Theater, das so auch in Deutschland stehen könnte, die riesige Skulptur eines Mädchens.

Die energiegeladen wirkende junge Frau kam erst kurz vor uns, also letztes Jahr, in die Stadt. Sie wirkt ein bisschen wie eine Sportlerin, doch soll sie an die Pose einer Schauspielerin während einer Probe angelehnt sein. (Links sieht man den Theatereingang). Das sieben Meter hohe Kunstwerk ist so ungewöhnlich und originell, dort, an der Straße, die sie von der Innenstadt trennt.

Kein Stadttheater ohne Parkhaus – Plymouth ohne rosarote Brille. Auch dies könnte überall auf der Welt  sein.

Zwischen Parkhaus und Theater eingezwängt blieb ein Kleinod erhalten – dieser Uhrturm aus dem 19. Jahrhundert, der früher im unteren Bereich auch ein Wasserspender war:

 

Coronavirus neu

Liebe Lesenden, sieht so aus, als würden Stadtspaziergänge in Plymouth (vor der Ausgangssperre aufgenommen) mit Aktualisierungen betreffs des Virus abzuwechseln haben. Die Realität überholt den einen oder die andere.

Meinen ersten Virenblog habe ich am 19. März geschrieben, heute, keine Woche später, am 24. März, ist all das geschehen, was in anderen Staaten auch schon angeordnet wurde: die Schulen wurden am Freitag geschlossen, der ÖPNV wird runtergefahren, Pubs sind geschlossen, Bücherei, seufz, ab heute geschlossen.

Wie konnte es nur so weit kommen? Das ist eine rhetorische Frage. Die Regierung blieb auf ihrem Leierkurs: eindämmen, abflachen, durchseuchen. Noch am Wochenende wurde verkündet, keine Ausgangssperren. Bis man gesehen hat, was am Wochenende passiert ist: Hunderttausende nahmen die schönen Tage zum Anlass, eine kleine Auszeit zu nehmen … Dazu war am Sonntag Muttertag. Der Snowdonia Nationalpark meldete Besuchenderekorde, kein Witz!!! Die Nationalparks in Yorkshire waren nicht “amused”, dass sie von Leuten aus Corona Hot Spots überrannt wurden, die vielen ländlichen Gegenden mit zahlreichen Zweitwohnungen wurden überflutet, die Parks in London, dem mit Abstand infiziertesten Gebiet der Insel, waren brechend voll. Menschen mit Campingautos machten sich auf, den Virus möglicherweise auch noch in die letzte Ecke der Insel zu transportieren.

Noch gestern, wärend die Spazierenden in unserem kleinen Park auf das Gras gingen, um sich auszuweichen, sah ich 20 Jugendliche in einem dieser abgegitterten Sportbereiche auf Spielplätzen Ball spielen. Soziale Distanz sieht anders aus.

Ich muss sagen, es ist vernünftig, abzusperren, doch die Regierung hat bislang versucht, mit Gedankenübertragung anstatt mit klarer Ansage zu regieren. Wenn man Dinge sagt wie: wir mahnen an, dies und das nicht zu tun, wir schlagen vor, man sollte jetzt nicht mehr  … dann braucht man sich nicht zu wundern.
Gleichzeitig wurde keine klare Botschaft an Geschäfte und Kneipen gegeben. Die wussten auch nicht, was sie machen sollten. Nicht einmal Fitnessstudios wurden geschlossen. Zugegeben, ich war letzte Woche auch noch einmal in der Bücherei, aber nur, um mich zu wundern, dass sie noch auf war … Nun ist sie zu, Knall auf Fall, jetzt ohne Vorwarnung, und meine drei vorbestellten Bücher werden Staub ansetzen. Wenn sonst nichts ist: ich beklage mich nicht.

Denn seit gestern Abend weht ein anderer Wind. Die Regierung sieht, mit Appellen geht es nicht, obwohl so viele Menschen gut mitmachen, und zieht die Reißleine: außer einkaufen und einmal am Tag raus (für mich Allotment, das ist frische Luft und Sport in einem) ist nicht mehr viel drin.

Mit anderen Worten: die UK sind nun da, wo andere Länder schon lange sind, und hat von diesen nichts gelernt. Gut, von einem auf den anderen Tag alles zu verbieten, wäre hart gewesen, man stellt sich nicht so leicht um. Ich neigte selbst immer noch dazu, automatisch auf Leute zuzugehen, wenn ich mit ihnen geredet habe etc. Man muss das lernen. Doch man konnte die letzten Wochen klar erkennen, dass in keinem Land einfache Maßnahmen geholfen haben und man härtere Einschnitte in Kauf nehmen musste. Diese einwöchige Zögerlichkeit wird vor allem in England UK die Spitzenbelastung erhöhen und das war kein Kassandraruf, sondern, worauf man in London so gerne hinweist: Wissenschaft.

 

 

Spaziergang durch Plymouth Teil 1

Rund um den Royal William Yard

Der königlich Wilhelmsche Hof hieß früher Royal William Victualling Yard (Victualling ist ein Anhaltspunkt, wofür er erbaut wurde; immerhin dasselbe Wort wie in “Viktualien”markt in München) befindet sich westlich der Stadtmitte und ist eine militärische Versorgungsanlage aus den 1830er Jahren. Die Anlage mit Hafenbecken diente als Lager der hier stationierten Marineeinheiten. Die Bebauung ist “aus einem Guss”. Ihre Funktion hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts allerdings verloren und seit 15 Jahren wird die Anlage zivil regeneriert, es gibt ein Kunstcafé, Bäckereien, Restaurants, teure Wohnungen (ohne Balkon), Gallerien und dergleichen. Eine schöne Anlage, die besonders an Wochendenden von Jung und Alt gerne genutzt wird. Und die Aussicht rundum ist gut.

Im Yard

Hafenbecken (nach Norden zu offen), heute Marina und Anlegestelle für die kleine Plymouthfähre)

Lange Mauern in dem grauen Stein und der strengen klassizistischen Architektur.

Ein paar moderne Elemente

Der Yard liegt an der Mündung des Tamarflusses, der gleichzeitig Devon on Cornwall abgrenzt.

Schwenk zur Cornwallseite (Westen) mit der Fähranlegestelle gegenüber

Weiter Richtung Südwesten.

Wir nähern uns im Süden dem offenen Meer.

Und Süden, Ärmelkanal. Im Hintergrund der Wellenbrecher im Sund von Plymouth.

Im Yard ein Durchgang nach Süden

Blick nach Osten aus dem Tor heraus. Man kann gerade die Betoneinfassung des Gezeitenschwimmbeckens im Mittelgrund ausmachen.

 

Der Coronavirus in den UK

Auch in den UK grassiert der Virus, doch erst seit Anfang März sind mehr als einzelne Fälle bekannt. Zeitlich liegen wir folglich 3-4 Wochen hinter anderen europäischen Staaten zurück, wir haben die Spitze des Eisbergs im Ansatz nicht erreicht, geschweige denn überschritten.

Stand der Dinge

Die Fallzahlen steigen täglich, doch da die ersten Wochen nur eine kleine Anzahl von Menschen getestet wurden, fast nur Leute, die eh schon in Krankenhaus lagen, ist die Dunkelziffer hoch. Wegen der wenigen Tests erscheint die Sterbeziffer auch erstaunlich hoch. Das hat sich auch nicht wirklich geändert. Nachdem die WHO angemahnt hatte, die Wege des Virus konsequent mittels Tests zu verfolgen, wurde Besserung versprochen, doch immer wieder höre ich, selbst medizinisches Personal wird nur widerwillig getestet. Man hat die Kapazitäten noch nicht.

Am stärksten betroffen ist London. In Plymouth gab es die letzten Wochen nur einen Fall, dann zwei, heute liegen wir bei fünf Personen. Das klingt gut, doch wie wir alle wissen, kann eine einzige Party, ein einziges Flugzeug mit Virus an Bord, ein einziger Theaterbesuch das alles ändern.

Geschichte der Bekämpfung

Die Regierung hat sich von Anfang an von anderen Ländern abgesetzt, was die Methodik betrifft. Man stützt sich auf “Wissenschaft”, das wird ständig wiederholt, doch es wird nicht transparent gemacht, auf welche Studien genau. Darüber habe ich aber gestern auf der FAZ Seite was gelesen. Es handelt sich um renommierte Seuchenstudien, die aber eben genau das sind: Studien, die oft nach einer Epidemie irgendwo auf der Welt nachmodelliert worden sind. Man versucht aus der Datenlage, Seuchenverläufe zu verstehen und kann damit Vorhersagen treffen und Maßnahmenkataloge ableiten. Diese Art Technik wird ständig verfeinert, da steckt viel Arbeit dahinter, tolle Sache, doch im Endeffekt sind es Möglichkeitsszenarien. Das Gute an ihnen ist, dass sie den schlimmsten Fall nachbilden, also zur höchsten Vorsicht aufrufen.

Da die UK sehr von oben herab regiert werden, ist es typisch, dass von Tag zu Tag verkündet wird, was nun sinnvoll sei, immer mit der Begründung der wissenschaftlichen Empfehlung, ohne viel mehr offenzulegen.
Der erste Plan bestand darin, eine Durchseuchung der Gesellschaft maßvoll zu begleiten, damit eine hohe Immunisierung eintreten kann. Denn man ist sich sehr bewusst, vielleicht mehr als anderswo: eine Behandlung liegt noch in weiter Zukunft, die Seuche wird lange dauern. Je mehr Menschen immun sind, desto besser in Zeiten der Re-Infektion.
Schnell hat man jedoch begreifen müssen, dass der Corona nicht maßvoll begleitet werden kann. Der Virus ist zu infektiös. Und dass das in den letzten Jahren ausgeblutete Gesundheitssystem – mit proportional einem Sechstel der Intensivbettenanzahl als z.B. in Deutschland – schon bei geringeren Fallzahlen kollabieren könnte. Deshalb werden nun nach und nach dieselben Maßnahmen wie in anderen Ländern eingeführt, die letzte heute: Schulschließungen stehen an.

Manches kommt sehr ungeschickt daher, so wenn vor Theaterbesuchen gewarnt wird, die Theater aber nicht geschlossen werden, wozu die Regierung die Befugnis hätte. Zu Recht haben sich öffentliche und private Stätten darüber beschwert. Am nächsten Tag erst wurde im Nachgang über Milliardenhilfen für die Millionen betroffenen kleinen Unternehmen, FreiberuflerInnen und die Unterhaltungsindustrie, die hier eine große Rolle spielt, geredet. Da hat sich etwas bewegt, einfach ist es nicht. Die Sozialleistungen sind nicht hoch, viele Leute haben keine Rücklagen, sondern leben von Woche zu Woche.

Stand heute

Im Ergebnis stehen wir erst seit Montag, 16.3, in dieser ernsteren Phase: die Verbreitung abbremsen. Vor allem mit Hände waschen und Distanz halten und Heimarbeit. Gleichwohl gibt es bereits seit letzter Woche die berühmten Hamsterkäufe auf Klopapier und Nudeln. Klopapier wurde schon in den verschiedenen Brexitphasen gehortet, gewisse Leute sollten eigentlich noch davon übrig haben ….

Man droht an, in einiger Zeit alle Menschen über 70 Jahren zuhause sitzen zu lassen. Das gehört wieder zu dem Plan, die gesunde Bevölkerung zu durchseuchen. Man sieht, man fährt zweigleisig.

Grenzschließungen und Ausgehverbote sind noch nicht geplant. Im Supermarkt konnte ich aber geleerte Bierregale bewundern, als Alternativen zum Pubbesuch. Das wird schwierig für die Einheimischen: die Kultur ist wesentlich distanzierter als in Italien oder sogar Deutschland, dennoch gibt es wichtige Knotenpunkte, an denen man alle Bevölkerungskreise antreffen kann. Etwa den Pub.

Die gute Nachricht lautet, ab nächster Woche wird es milder, kann man wenigstens auf Distanz draußen sitzen.

Alle unserer Bekannten sind sehr vernünftig und verhalten sich entsprechend. Doch heute in der Stadt, das hat mich geschockt: in zwei Cafés/ einfachen Mittagsbistros sehe ich alte Leute dicht gedrängt fröhlich mit FreundInnen einen trinken und essen. Alle über 70. Die haben den Schuss noch nicht gehört.

Was bedeutet das Hin und Her für uns?

Kein Chor, obwohl man überlegt, wie man online zusammen singen oder zumindest üben könnte.

Keine Glocken, denn am Dienstag hat auch die anglikanische Kirche die Aussetzung der Gottesdienste verkündet.

Kein Schach für Klaus, als kleiner Trost kann er das Kandidatenturnier in Jekaterinburg verfolgen, das seit Montag läuft (nur 8 “Athleten”, deren Versorgung, kein Publikum, das erschien den Veranstaltern machbar). Das Kandidatenturnier ermittelt den Schachspieler, der gegen den amtierenden Groß- und Größtmeister bei der WM antreten darf.

Wir dürfen den Tennisplatz noch nutzen, da Tennis wahrlich kein Kontaktsport ist.

Unser Allotment braucht noch viel Liebe (und Umgrabearbeit). Damit sind wir gut beschäftigt.

Die Bücherei hat auch noch auf, sollte sie zumachen, besorge ich mir die Bücherei E-Leseapp. Auf dem kleinen Handy wirds zwar ungewohnt, ein Buch zu lesen, aber besser als nichts. Im Ganzen: uns geht es gut, das Katastrophenmanagement in den UK ist nicht schlecht, aber auch nicht gerade vorbildlich.


Ausblick

In der letzten Zeit habe ich viel fotografiert, die bald gibt es einige Plymouth Bildbeiträge in diesem Blog.

 

 

Exeter

Exeter, die Hauptstadt Devons und nur eine Bahnstunde entfernt, ist eine Stadt der Superlative. So soll sie die landesweit höchste Dichte an Weinstuben haben. Aus eigener Anschauung (von außen, ich bin leider auf trockener Fastenzeit) könnte das zutreffen. Doch auch die mittelalterliche Wasserversorgung, deren Röhren in begehbaren Tunnels verlegt waren, ist einzigartig. Die Bauweise war offen, d.h. ein Graben wurde gegraben, der Tunnel aus Steinen und Ziegeln errichtet, dann wurde dieser Tunnel von außen wieder überdeckt und man konnte die Straße wieder benutzen. Luxuriöser als Rohrverlegung heute, mit Zugang.
Der Eingang zur Unterwelt befindet sich pikanterweise in einem brandneuen glatten Shopping-Center, sehr kontrastreich. Die Stollen sind wirklich eng, und schon mal im Entenwatschelgang, so zum Ducken, zu begehen. Die ältesten Tunnels entstanden im 14. Jahrhundert und waren mit Bleirohren bestückt. Später gab es Eisenrohre mit größerem Durchmesser, um den erhöhten Bedarf zu decken. Bleirohre wurden nicht als gefährlich angesehen und überdies versiegeln Ablagerungen aus dem Wasser das Blei, sodass man auch heute bedenkenlos trinken könnte. Ich habe selbst in Deutschland in alten Häusern gelebt, deren Wasserrohre zum Teil noch aus Blei bestanden. Diese waren mit dicken Krusten versehen, das hat mir ein Klempner gezeigt, als ein Teilstück seinen Geist aufgab. Im kleinen Museum der Ausstellung wird die Gefahr für die damalige Bevölkerung etwas abgetan mit dem Hinweis: im Mittelalter seien die Menschen nur um die 30 Jahre alt geworden und hätten so viele lebensgefährliche Probleme in Form von Krankheiten, Unfällen, Kriegen gehabt, da sei Blei im Wasserrohr ihr geringstes Problem gewesen. So kann man es natürlich auch sehen.


Es gibt Museen, Kinos, Studierende – und die berühmte Kathedrale, der man aufs Dach steigen kann. 1986 war ich schon mal in Exeter, auf Interrailstopp. Im Gedächtnis geblieben waren die besonders schönen Sitz- und Kniekissen. Das hat sich nicht verändert.

Die 4000-pfeifige Orgel dagegen hatte sich nicht eingeprägt. Nicht einmal die 13 m hohen Basspfeifen und die machen wirklich etwas her!

Blick von einem der Türme.

Die Umwelttechnik der Kathedrale. Alle möglichen Parameter werden gemsssen, um gegebenenfalls einschreiten zu können. Die Kathedrale ist ohne Umwelttechnik 1000 Jahre alt geworden, doch aus Sandstein erbaut, der ist empfindlich. Es gibt wie in Köln und anderen Kathedralenorten eine Dombauhütte, die permanent Türmchen und Verzierungen ersetzt.

Auf dem Deckengewölbe, 100 m über dem Erdboden. Der Beton ist aus dem 19. Jahrhundert (jawohl) und sollte das Bauwerk stabilisieren. Heute dienen die so entstandenen Wannen der schnellen Wasserversorgung im Falle eines Brandes.

Detail der 160 Balkenpaare des Daches, des längsten seiner Art in der Welt. Man sieht einen eisernen A-Rahmen, der ist natürlich aus neuerer Zeit, man bemerke aber auch die extreme Linksneigung der Holzbalken. Ursprünglich waren alle Stämme senkrecht angeordnet. Man vermutet, ab dem 17. Jahrhundert fing die Konstruktion an, sich zu neigen, man weiß jedoch nicht, warum. Durch Maßnahmen wie den Eisenverstrebungen wurde seit 200 Jahren versucht, der Neigung Einhalt zu gebieten. Mit Erfolg, seit Jahren beobachtet man keine Veränderung mehr.

Im Querschiff mit astronomischer Uhr und Lettner.

Ein Grabmal in guter Lage mit Englein bestückt.

Figuren über Figuren an der Fassade. Die unteren haben manchmal keinen Kopf mehr – Bilderstürmer waren am Werk. Doch nur halbherzig. Die Kathedrale war unter Heinrich VIII. kein Kloster, folglich wurde sie auch nicht aufgelöst / befeindet und im Bürgerkrieg, als Exeter zu den Parlamentariern hielt, war man anscheinend zu viel mit der Belagerung durch die königstreuen Truppen beschäftigt, um Statuen zu zerschlagen. Man wurde schnell eingenommen, die so genannte Kavaliere gewannen die Rundköpfe (die Spitznamen hatten was mit den Frisuren zu tun) und das war’s dann in dieser Sache.


Unkriegerisch endlich mal ein Pubfoto:

Handarbeit(en)

Reifen aufpumpen

Unser Auto sieht nicht nach Scheckheft gepflegt aus, ist es aber, die Technik stimmt. Bis auf die Reifen, die sind mir seit langem ein Dorn im Auge. Sehen immer schlapp aus. Nun noch schlapper, besonders der rechts hinten. Es ist nicht gut, zerknautscht durch die Welt zu schlappen. Da ich noch nie auf einer Tanke Reifen gefüllt habe, wollte ich das nicht riskieren. Womöglich platzt dann ein Reifen. Wozu haben wir auch diese bewährte Fahrradstandpumpe mit verschiedenen Adaptern.

Zuerst herausfinden, welcher Druck empfohlen wird und welche Fehler man vermeiden sollte. Folgendes: 0,2- 0,3 bar zu viel sind grundsätzlich kein Problem; man sollte es aber nicht übertreiben; und man sollte die Reifen in kaltem Zustand aufpumpen, nicht nach einer langen Fahrt. Geht doch.
Als nächstes, welchen Fahrzeugtyp fahren wir überhaupt? Es stellt sich heraus, zu wissen, dass es ein Skoda Fabia ist, genügt nicht. Es gibt viele Fabia-Modelle, dazu unterscheiden das Handbuch und der Aufkleber im äußeren Tankdeckel noch zwischen verschiedenen Hubraumgrößen, ohne zu spezifizieren, in was ich nun eigentlich sitze. Sehr irritierend. Bevor mich das Halbwissen vom Tun abhält, einfach Mittelwert nehmen – die Unterschiede sind nicht so groß – und ran an die Reifen.  Die vorhandenen Radkappen sind peinlicherweise bereits in den ersten Nutzungsjahren (Gebrauchtwagen) eine nach der anderen abgefallen. Wir haben es nicht mal bemerkt und – ohne es zu wollen – die Landschaft verschandelt. Nun sieht man nichts als korrodierte Felgen. Die Ventilkappen sind aber alle dran und siehe da, als erste positive Überraschung: die Messingventile sind nicht nur sauber, sondern glänzen wie fabrikneu.
Ich beginne mit einem der volleren Reifen, werde kurz abgelenkt von einem Passanten, der meine Standpumpe bewundert und: Luft rein. Man kann an seinem eigenen Auto selber was machen, ein tolles Gefühl. Trotz meines hoch technologischen Gerätes geht das Pumpen sehr in die Arme. Ich belasse es deshalb bei gut 2 bar und passe zwei weitere Reifen an. Nun zu dem Sorgenkind rechts hinten. Die Druckanzeige schlägt nicht einmal aus, das sieht nicht gut aus, ich schließe dreimal das Ventil erneut an, weil ich es nicht glauben kann. Ist der Reifen tot? Immerhin schleift er nicht auf der Erde. Als ich anfange, Druck zu machen, siehe da, da geht was. Die Anzeige fängt an, sich in die richtige Richtung zu bewegen. Motiviert pumpe ich über 2 bar. Will man nicht jeden Tag machen, doch die Muskeln vom Glockenläuten helfen hier weiter.

Apropos Glocken

Es gibt die schweren Kirchenglocken und die kleinen Hand bells, die man, wie der Name schon sagt, in der Hand hält. Man läutet sie aus dem Handgelenk auf und ab: nach oben ist der Handzug, nach unten der Rückzug. Klingt erst mal okay, doch erschwerend kommt hinzu: jede* Läutende hat zwei Glocken in der Hand und muss diese koordinieren! Wenn in Runden geläutet wird, ist das kein Problem, erst rechte Hand, dann linke Hand usw. Will man mehr als Runden läuten, also Methoden / Muster, wird es kompliziert. Die linke und die rechte Hand sind ja nicht immer hintereinander dran … Sehr komplex. Wieder mal Zeit, das Gehirn neu einzunorden. Ich habe es an einem Abend versucht und ja, schwierig. Doch die Anfänge sind gemacht. Zwei Glocken pro Mensch sind eine Herausforderung, auf der positiven Seite kann man sagen, sie sind praktisch: Handglocken kann man überall mitnehmen, kein Kirchturm wird benötigt. Sie klingen auch sehr schön.

Stand Schrebergarten

Der Frühling ist in ersten Blüten zu sehen, im Wetter noch nicht so sehr. Dennoch hohe Zeit, weiterzukommen in den Vorbereitungen auf die Saison. Es ist noch viel zu graben, viele Stunden, doch die ersten Samen sind gesät, damit das Buddeln ein Ziel hat. Tomaten, Lauch, Blumenkohl, alles Mögliche, unser Minikasten, s.u., ist gefüllt. Glücklicherweise waren wir im Gartencenter und haben dort nicht nur für viel Geld viele Samen gekauft, sondern zusätzlich eines dieser kleinen Plastik-Metall-Gewächsregale. Damit noch mehr wachsen und gedeihen kann. Doppelt hält besser.

Im Herbst fand ich eine Kartoffel und habe sie einfach mal eingesetzt. Nach dem Motto: Ist eine frostarme Gegend und was soll’s. Trotz des Regens / Regens und Regens ist sie nicht abgesoffen, sondern da wächst was! Dadurch ermutigt habe ich schon ein kleines Kartoffelfeld bestückt. Nicht zu tief vergraben, für alle Fälle, aber vielleicht gibt es ein paar Frühkartoffeln!

Und noch was

Neue 20 Pfund-Scheine. Seit 1. März sind alle neu in Umlauf gebrachten Scheine aus Plastik.

Batman verpasst

Es ist befremdlich, wenn man an der Bushaltestelle ein paar Schuhe findet. Man sollte meinen, jemand braucht sie … es ist noch Winter. Doch ein näherer Blick beruhigt mich: sie gehören Batman persönlich, steht hinten drauf. Bestimmt hat er sich hier nur umgezogen, nachdem er ein paar Schurken erledigt hat. Ist dann in Zivil mit dem Bus nach Hause gefahren;-)