Frische Luft

Wir haben bereits gelernt, keinen zu großen Wert auf die Wettervorhersage zu legen. Die Abweichungen Regen oder kein Regen welcher prognostizierten Wahrscheinlichkeit auch immer sind über einen ganzen Tag verteilt riesig.

Besser aus dem Fenster zu sehen und dann, egal was man sieht, für alles gerüstet aus dem Haus zu gehen.

Die letzten beiden Tagen waren endlich eine Ausnahme: die bis zu 20 Grad und trocken lautende Prognose klang irgendwie wahr. Und schon ließen wir alles stehen und liegen und verbrachten einen Nachmittag in Devon  (nach Westen) und einen Tag in Cornwall (nach Osten). Beides einen Steinwurf von Plymouth entfernt.


Devon: Newton Ferrers und Noss Mayo

In dem Doppelort habe ich schon geläutet, nun sollte er erwandert werden.

Der erste Eindruck waren diese oben abgebildeten Blumen. Vor allem die linke sieht aus wie eine Faschingsdekoration. Unirdisches Magenta. Großartig, diese Strahlkraft. Mittlerweile habe ich festgestellt, es handelt sich um Varianten von Delosperma Cooperi, Coopers Eisblume, ein Mittagsblumengewächs aus Südafrika. Und nicht etwa um Hauswurzen (Sedum). Das südliche Afrika bildet ein besonderes Florenreich, eine Welt für sich, mit Tausenden von Arten und sogar Pflanzenfamilien, die es nur dort auf der Welt gibt (bis die GärtnerInnen kamen und die Pflanzen über die ganze Welt gepflanzt haben und das ist verständlich). Viele werden diese strahlende Eisblume schon gesehen haben, ich habe sie bisher offenbar übersehen, obwohl das fast nicht möglich erscheint.

Nach dieser Ablenkung konzentrierten wir uns aufs Gehen. Newton und Noss liegen an tidenbeeinflussten Flüssen. Will heißen: das Meer kommt bei Flut hoch, bei Ebbe sieht man nur kleine Flüsschen, von diesen aber zahlreiche. Deshalb darf man hier Moses spielen:

Auf diesem Betonpfad kann man bei Ebbe bequem nach Noss Mayo hinübergehen. Rechts und links der Schlick. Vor uns, nur einen dicken Hügel weiter und ca. 1,5 km Luftlinie, der Ärmelkanal.

Und gleich noch ein Flusspfad am nächsten Querstück/Zufluss.

Wir sind auf den Hügel rechts im Bild gestiegen und haben das Meer auf einer Gatterlatte stehend sehen können. Mehr war im Zeitrahmen nicht möglich.


Deshalb heute ganz anders. Meer von Anfang an.

Mit der Fähre 40 min von Plymouth nach Cornwall, Mount Edgcombe.

Blick zurück nach Plymouth. Rechts im Hintergrund sieht man gerade noch den Leuchtturm auf dem Hoe.

Wir wandern entlang des Südwest-Weitwanderpfads nach Kingsand, einem kleinen Dorf. Wir befinden uns hier immer noch innerhalb des Plymouth Sunds, kratzen aber schon am Rande des offenen Meeres bzw. Ärmelkanals.

Ein Vorteil von Südengland, man ist umständelos in einem Wald. Vielleicht braucht das die deutsche Seele: Waldstücke, es tut jedenfalls gut.

Kingsand beim Anwandern. Sieht ein bisschen abweisend aus.

Doch innerhalb ist das Dorf malerisch, mit netten kleinen Cafés und Pubs, nicht überlaufen und im Naherholungsbereich von Plymouth. Eine Entdeckung.


Was wir heute nicht gemacht haben: nach Exeter fahren. Dort fand das Finale des größten 12 Glockenturniers des Landes statt. d.h. die in Ausscheidungswettbewerben ermittelten 10 Teams müssen alle auf 12 Glocken dasselbe “Stück” läuten. Wer es am gleichmäßigsten kann, hat gewonnen. Es ist ein Ereignis mit Bierzelt und allem drum und dran und findet jedes Jahr in einer anderen Stadt mit einem 12 Glockenturm statt. Da ich nicht dort war, höre ich mir die 8stündige Liveübertragung im Nachhinein (gerade jetzt) auf youtube an. Sehr unterhaltsame Übertragung, wenn Nichtläutende das auch bezweifeln könnten;-).