Schnipsel 4

Erst einmal die gute Nachricht. Auf der Seite der BBC gibt es einen Cake Calculator. Das ist eine Seite für den Zeitpunkt in der Zukunft, zu dem man wieder viele Leute einladen kann. Dann nämlich gibt man auf dem Kalkulator ein, was für einen dekorativen Kuchen man machen möchte und für wie viele Menschen. Der Kuchenberechner spuckt die Mengen für z.B. den Rührkuchen mit Buttercremefüllung und Zuckerguss aus. So praktisch.

Tier heißt Stufe

Seit dieser Woche gibt es 3 Infektionsstufen (Tiers) für das Land. Plymouth, Devon und Cornwall liegen bei Stufe 1, mittleres Risiko. Kleines Risiko gibt es nirgends, eine Stufe 0 ist gerade illusorisch.
Die zweite Stufe beginnt bei mehr als 100 Infektionen je 100.000 Einwohnenden. Das erscheint realistisch, da die jüngeren Infizierten kaum Symptome aufweisen und das Gesundheitssystem nicht belasten. Cheshire, unsere alte Heimat, liegt in diesem Tier 2, man darf sich z.B. nicht mehr mit fremden Haushalten drinnen treffen. Unsere FreundInnen im Norden, die ohnehin sehr zurückhaltend mit ihren Aktivitäten sind, sind nicht begeistert. Cheshire liegt im Nordwesten, dort breitet sich sogar Stufe 3 aus, Liverpool hat bereits volle Krankenhäuser, Manchester folgt mit der Ansteckungsrate nicht weit dahinter. Wales geht ab Freitag gar in einen Mini-Lockdown.
Trotz dieser Gefahren wehren sich die Kommunen gegen von London verhängte Zwangsschließungen, wollen mehr Mitspracherecht und vor allem mehr Geld, um bedrohte Mitarbeitende von etwa Gastwirtschaften, die zukunftsträchtig sind, jedoch notorisch geringe Löhne zahlen, zu schützen. Geringverdiendenschutz und andere wirtschaftliche Maßnahmen werden immer wichtiger. Es ist schwierig, die treffenden Entscheidungen zu treffen, aber man möchte es lieber selbst tun und nicht von London patronisiert werden.
Diese Art Kampf zwischen Zentralregierung und Regionen lässt sich in vielen Ländern beobachten, Frankreich, Italien, USA. Vermutlich überall.
Von außen betrachtet, sind die Diskussionen und Verhandlungen in Deutschland natürlich nicht immer ideal und sofort mit einem bestmöglichen Ergebnis behaftet, aber weiterhin konstruktiv und angemessen.

Der Lockdown, der seit heute 2 Wochen lang im Berchtesgadener Land gilt und meine halbe Familie betrifft, soll eine Warnung sein: es kann alle treffen. Auch dort – wie in Plymouth – gab es nie auffällig hohe Ansteckungsraten. Immer im grünen Bereich. Nun ist die Infiziertenstatistik innerhalb weniger Wochen explodiert. Und das ohne Fleischfabrik!

Zwei Wochen sind der Zeitraum, den man hierzulande einen Circuit Breaker Lockdown nennt, einen kreisdurchbrechenden Lockdown. Man ist in guter Gesellschaft, Irland hat ihn verhängt und, wie erwähnt, Wales. Er möge nützen!

Wellengang

Selbst Baden würde in einer risikoreicheren Einordnung kaum verboten werden, langsam werden die Schwimmendenzahlen ohnehin abnehmen, es wird kälter. Nächste Woche, gerade sind wir in einer Phase, die ich fast als Fön bezeichnen würde. Es herrschen angenehme Temperaturen, doch ein stürmischer mit Wind weht aus Süden, drückt also das Wasser auf die Küste. Leichte Bedenken tragend nähere ich mich dem Meer. Ich bin unerfahren, weiß noch nicht, was “normal” ist. Glücklicherweise treffe ich einen alten Herrn an, der gerade im Begriff ist, mit Nasstaucheranzug und einem der bunten Schwimmbojen ins Wasser zu steigen. Wir lächeln uns zu und er verschwindet fröhlich kraulend in den Wellen. Ich folge (nicht kraulend, kann ich ja nicht) und tanze mit den geschätzt bis zu 2 Meter hohen Wellen auch fröhlich vor mich hin. Die heben einen schon mit, und in den Wellentälern ein bisschen rumpaddeln. Ich erreiche das Ufer sogar noch mit ein paar trockenen Haaren auf dem Kopf.
Schwerer als der Wellengang ist das Treibholz, das sich selbst in den geschützten Sound verirren kann. Der eine oder andere Baumstamm gesellt sich zu den losgerissenen Seetangmatten, die sich in den Buchten sammeln. Leider mit ein paar Safttüten, die daran erinnern, dass Corona nicht das einzige Problem bleibt.