Intermezzo auf Madeira I

Einen alten Wunsch erfüllt – nach Madeira geflogen. Ich hatte die leicht irrationale Idee, die Insel sei auf dem Meer nur schwer zu finden. Vor nicht allzulanger Zeit WAR sie auch schwer zu finden. Dank moderner Technik schienen die Piloten aber keine Probleme damit zu haben. Ich wäre ja auf der ersten links sichtbaren Insel gelandet, mit 5 oder 6 Mini-Mini Inselchen darum. Sah ganz proper aus, dachte ich, heißt jedoch Porto Santo, lernte ich. Denn der Flieger setzte nicht zur Kurve an, sondern flog in ein Wolkenband hinein, unter dem sich rechterhand Madeira verbarg. Man lerne: Madeira ist eine ansehnliche Inselgruppe, wie die Balearen, die Kanaren, Hawaii … Meeresrücken, ob vulkanisch oder nicht, neigen offenbar dazu, mehrfach in die Höhe zu gehen. Von Indonesien ganz zu schweigen und das einsame St. Helena erwähnen wir gar nicht. Obwohl eine Art Verbindung gibt es: dort starb Napoleon, hierenorts starb der letzte Kaiser von Österreich-Ungarn, der exilierte Kaiser Karl. Stilvolles Exil, das.

Erstes einheimisches Bier (und Radler) im Sonnenschein. Na, dann Prost!

Bislang haben die Leute auf meine Versuche, Portugiesisch zu sprechen, meist mit Englisch reagiert, seufz. Am ersten Tag sind wir mit dem umsonstenen Hotelbüslein in die Stadt, Funchal, die Hauptstadt. Zurück fuhr kein Bus vom Hotel mehr. Ich fragte also einen Busfahrer, welcher Bus in Richtung Fußballstadium fährt, darüber liegt unser Hotel. Es gibt immer einen Bus zu einem Fußballstadium, logisch. Der Bus Nr 8, hinter ihm, der sei der richtige. Wir rein, Karten gekauft und los in die Nacht, Hügel auf und ab, kam uns schon weit vor, doch Busse fahren ihre Routen ab. Ein ausgewachsenes Fußballstadium kann man schlecht übersehen, ich war guten Mutes. Klaus fragte doch mal nach, und tatsächlich, das Stadium wurde erst auf dem Rückweg angefahren! Nach einem Wenden-in-drei-Zügen Manöver am Endpunkt der Route (Straßen hier sind aus geografischen Gründen sehr steil und sehr eng und nichts für schwache Nerven) und 10 Minuten Busfahrerpause. Diese habe ich genutzt, um den Busfahrer, der wie alle Busfahrer in jeder freien Sekunde am Wischkastl hängt, einfach auf Spanisch zu fragen, wie das nun sei mit den Bussen. Mittels einer Zeichnung und ein paar Worten hat er mir geduldig erklärt, wo wir gerade waren (janz weit weg) und welcher Bus der eigentlich Richtige sei. Das könnte ein Ansatz sein: einfach flüssig reden, egal welche Sprache, besser als stottern.

Fußballstadium: Ronaldino, wirklich und echt einer der weltbesten und berühmtesten Fußballspieler (Nachteil: er ist ein Mann und weiß das, genug gesagt), stammt aus Madeira und spielt längst woanders. Doch hier spielt Funchal Maritimo, Klaus wird nächsten Samstag dabei sein.

Madeira bei Nacht, geht doch. Wir hängen am Berg, ich wollte Meerblick. Jetzt haben wir Bucht- und Meerblick. Im Hafenbecken liegt eine der Aidas, seit zwei Tagen. Im Sommer dawuzeln sich die Kreuzfahrtschiffe hier, aber eines, das verträgt die Insel. So klein ist sie auch nicht.

Aktuell 2 Tage später: die Aida ist weg, stattdessen ist eine Mega-Aida da, Aida Prima, scheußlich, ein mittelgroßes Tui Schiff und ein Norweger, der aber schon wieder weg ist. 3 Schiffe gehen auch.

Wir sind pauschal hier – ganz bequem mit Flughafentransfer! Hier gibt es keinen Awad, der einen auf Bestellung von Sharm-el-Sheik nach Dahab fährt, so ist es wirklich auch angenehm, kann man nicht leugnen. Hotel haben wir ebenfalls auf Empfehlung des Reisebüros gebucht, und es ist sauber, modern, großes Bad, massives Frühstücksbuffet, bestimmt erst seit neuestem mit glutenfreier und laktosefreier Ecke. Brauchen wir nicht, dennoch erkannt. Typisch Portugiesisch: der Cappucchino aus der Maschine ist vorgezuckert. Süß ist Trumpf.

Also pauschal, was wollte ich sagen: einerseits faul, doch andererseits gar nicht faul. Was man alles unterschreiben muss, man muss ihnen vertrauen, dass sie die Namen für die Flieger nicht falsch schreiben und wir mussten (nicht über sie, sie haben daran nicht verdient) eine Reiseversicherung abschließen. Pauschalreisen machen vielleicht nur noch Neunzigjährige. Das ging hin und her im nasskalten Chester.

Seit den 60igern hat Funchal einen Botanischen Garten und, jawohl, am Hang gelegen. Klaus! hat vorgeschlagen, vom Zentrum raufzugehen. 300 Höhenmeter später und nach einer Kaffeebarpause in einer Vorortbar (ein Wasser, ein Espresso, hier Bica genannt, für 1,40, sonst herrschen auf Madeira in etwa gewohnte dt. Preise) waren wir da. Zurück sind wir mit dem Bus. Ja, Bus, der Nah- und Regionalverkehr (Fernverkehr fällt wegen fehlenden Umlandes aus) sind gut, häufig und günstig. Werden von Einheimischen und Touristen sehr gerne genutzt.

Tintenfisch auf der Lauer – oder doch eine Agave

Die beiden Bilder zeigen Pflanzen aus der Stadt – keine Übertreibung, auch im Winter blüht Madeira.