Ein Gastbeitrag von Klaus
Soweit ich unterrichtet bin, ist es verboten oder zumindest sehr, sehr ungern gesehen, wenn sich jemand motorisiert weit weg von der eigenen Wohnung begibt, um dort spazieren zu gehen. (Im Dartmoor zum Beispiel könnten Abertausende flanieren, ohne sich zu nahe zu kommen. Aber ich bin nicht kompetent, die Restriktionen zu beurteilen.)
Der tägliche Spaziergang rund ums eigene Heim also notwendig langweilig? Nicht unbedingt. Ich kann mir vorstellen, dass es noch für ein oder zwei Monate Isolation Neues zu entdecken gibt. Vorgestern habe ich einen mir bislang unbekannten Pub entdeckt – keine 15 Minuten Fußweg von zuhause entfernt. Oder: Straßen zu gehen, die man sonst immer nur befahren hat, ist auch interessant. – So, nun aber zum heutigen Spaziergang (leider ohne Fotos):
England – Land der Gärtnerinnen und Gärtner?
So zumindest ist die Reputation dieses Landes. Besuche in großen Gartengeschäften scheinen dies zu bestätigen. Beim Gehen durch bewohnte Straßen hingegen kommt man nicht umhin zu präzisieren. Land der Gärtnerinnen und Gärtner, das mag schon stimmen. Aber keinesfalls ist es ein Land der Vorgärtnerinnen und Vorgärtner. Da tun sich fürchterliche Anblicke zuhauf auf. Zubetoniert, verwahrlost und vermüllt, bestenfalls eine Kiesfläche mit einem Blumentopf drauf. Das ist vorherrschend. Kann man es da als “Entschuldigung” durchgehen lassen, dass kaum einer dieser Vorgärten eben ist. In Plymouth geht’s nur immer rauf und runter.
Denken ja – aber bloß nicht zuviel
Die Szene ist ein etwa drei Meter breiter Fußweg zwischen zwei Siedlungen, rechts und links davon Zäune, Mauern, Hecken. Zwei Damen unterhalten sich. Sie wohnen offensichtlich nicht im selben Haushalt, denn sie halten (vorbildlich!) zwischen sich einen Drei-Meter-Abstand ein – genau DIE drei Meter, die der Weg breit ist. Die eine steht rechts am Wegesrand, die andere ihr gegenüber am linken Wegesrand. Allen Durchgehenden fliegen die Viren und Bakterien der beiden Damen buchstäblich um die Ohren. Vorbildlich?
The Who …
… ist eine Rockgruppe der 60er. Der Text eines ihrer Lieder geht so (*Übersetzung ganz unten):
Uh, well, a young man, ain’t got nothing in the world these days
I said a young man, ain’t got nothing in the world these days
Well you know in the old days
When a young man was a strong man
All the people they stepped back
When a young man walked by
But you know nowadays
It’s the old man, he’s got all the money
Offensichtlich hat Corona diese alten Tage wiederbelebt. Es bin fast immer ich, der beim Spaziergang vom Bürgersteig auf die Straße oder die gegenüber liegende Seite ausweicht, wenn “a young man walks by”. Dabei habe ich gar nicht “all the money”.
*
Uh, ja, ein junger Mann hat in der Welt heute nichts zu melden.
Ich sagte, ein junger Mann hat in der Welt heute nichts zu melden.
Ja, früher
Wenn ein junger Mann ein starker Mann war
Wichen alle Leute aus
Wenn ein junger Mann vorbeiging
Aber heutzutage
Hat der alte Mann das ganze Geld.