Bunte Autos und weiße Zähne

draußen vor der tür

Vom Goldenen Oktober ist noch nichts zu spüren, Himmel und Meer wechseln sich in Grautönen ab. Die durch Dürre im Frühling und Sommer gebeutelten Bäume zeigen weiterhin ihr schlappes grün-braunes Blätterkleid, es gibt wenig Anzeichen von Rot und Kupfer und Gelb.

Anders sieht es auf den Straßen aus. Letzthin lockten nur Cinquecentos mit ihren 50er Eiskrem-Pastellfarben ein Lächeln aus VerkehrsteilnehmerInnen heraus, doch jetzt:

Die Autofarbe ist zurück. Nach Jahrzehnten Weiß, Silber, Silber-Weiß, Hellgrau, Mittelgrau, Dunkelgrau, Schwarz und ein bisschen Teergrau, wagen sich Farbtupfer in größerer Zahl in die Öffentlichkeit. Leckeres Karamelocker, dunkles Toffeebraun, elegantes Steingrau (Loriot wäre begeistert), geheimnisvolles Dunkelgrau, erstaunliche Blautöne, Himbeerrot, Brombeerrot, Rubinrot, Russischgrün, dazu Farben, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt. Endlich hat die Industrie entdeckt, dass bunt auch nicht mehr kostet. Ist eh alles synthetisch.
Vauxhall benennt seine aktuelle Palette übrigens nach Edel- und Halbedelsteinen (Opalgrau, Amethystviolett).

In Deutschland, wie sieht es da aus? Laut Internetz wird der VW Golf weiterhin zu einem Drittel in der Farbe Reflexsilber metallic bestellt und ein weiteres Drittel in Schwarz. Immerhin darf das letzte Drittel Autos in Küstenblau oder Chilirot ausgeliefert werden.

Eine neue Zahnbürste

Die aus Deutschland mitgeführte elektrische Zahnbürste – ein Werbegeschenk – hat den Geist aufgegeben. Der Akku war mehr mit Aufladen als mit Putzen beschäftigt, so schwach war er geworden. Saubere Zähne sind ein Muss, eine elektrische Bürste bei vielen Füllungen kein Luxusgegenstand, also wird recherchiert. Wau, nach 15+ Jahren hat sich die Zahl der Modelle vervielfacht. Heute gibt es Zahnbürsten, die einem einen guten Morgen wünschen und einem einen finsteren Mund zeigen, wenn man keine 2 Minuten geputzt hat. Dazu haben sie lernfähige Programme und warnen, wenn zu viel Druck auf das Zahnfleisch aufgeübt wird.

Schlimm das, will keine Diktatur im Badezimmer und ein einfacheres Modell ist viel billiger. Gekauft, ausgepackt und – dumm geschaut. Der Ladestecker ist weder ein europäischer noch ein britischer. Er hat zwei Zähne, doch enger beieinander als in Deutschland. Ein Blick ins Netz erklärt, es handelt sich um einen Rasierbuchsentauglichen Stecker.
In den UK ist es verboten, eine 220 Volt Steckdose im Bad zu installieren, man kann sich dort also nicht föhnen usw. Vielleicht haben sie zu viele Filme gesehen … Oftmals gibt es jedoch eine 110 Volt Dose für Rasierapparate, unser Bad hat jedoch keine. Man erwartet offenbar nass rasierende Mietende.

Die gute Nachricht lautet, es hat doch noch geklappt, Adapter von 110 auf 220 V sind in jedem einschlägigen Laden billig zu bekommen. Da der neue Akku endlich wieder leistungsfähig ist, reicht es, die Zahnbürste alle 2 Wochen zur Buchse zu schleppen.

Im Nachschlag noch diesen kuriosen Fakt: keine Steckdose im Badezimmer, doch in jedem Hotel- oder Pensionszimmer steht ein Wasserkocher bereit mit Tassen und Beuteln für die Tasse Tee zwischendurch. Wegen Brandgefährdung würden Sicherheitsfachleute in Deutschland Schnappatmung vor Schreck bekommen. Fön im Bad dagegen: kein Problem. So schätzen beide Länder ihre Güter und Risiken gegensätzlich ein: Tee ist wichtig, trockenes Haar nicht so sehr.