Schloss, Land, Fluss

Schloss Chenonceau mit Katharina von Medici Garten
Diese bekannte Ansicht kann man ganz umsonst vom Radweg aus haben.

Schloss Chenonceau in der Gemeinde Chenonceaux, das unsere englisch sprechende Appstimme Eric zur großen Erheiterung Tschennensoak ausspricht ( franz. beide Namen identisch ungefähr Schönosó ausgesprochen ) erstand am Standort einer Mühle über den Cher, einem Nebenfluss der Loire. Die vorhandene Holzbrücke wurde später in eine Steinbrücke mit doppelter Galerie verwandelt, die einem reichen Partyleben dienten, während in anderen Räumen ein riesiges Land regiert wurde. Von Menschen wie Katherina von Medici, die niemand als Regentin für dreier ihrer Söhne auf dem Schirm hatte, sonst hätte man die Kaufmannstochter aus Italien nie mit dem jüngeren Bruder des Königs verheiratet. Dieser verstarb unerwartet und schon war sie Königin, nach einem schon vorher absurden Achterbahnleben als Spielball der Allianzen.

Eigentlich erstaunlich, die Menschen wussten, dass ihre Lebenserwartung gering war, jeder Husten tödlich sein konnte, und doch planten sie, als könnten sie alles im Griff haben. Sie sind uns damit doch nahe, selbst in ihrer unpraktischen Kleidung und mit ihren strengen Mienen.

Blick vom Schloss auf den Cher.

Es gibt große Schlösser, kleine Schlösser, gedrungene und feine Schlösser, Weingutanlagen und Sommerresidenzen, und alle könnten nirgendwo stehen als in Frankreich. Natürlich macht unser Tourplan auch andere Vorschläge, Weinproben -mit dem Rad ein bisschen kritisch – Pilzzüchtereien, Mühlen, Museen gibt es auch ( Wetter zu gut ), aber ein Schloss lockt halt doch und so bleiben sie unser Schwerpunkt. Neben km langen Fahrten durch Weinberge, Jagdwälder und an Flüssen entlang. Es gibt Orchideen in den naturbelassenen Wiesen und gepflanzte Iris an den Hecken, Hasen im Feld und einen eingezäunten Poitieresel. Das sind diese Riesenesel, die es mal im Münchener Zoo gab. Schlecht gelaunt, aber machen was her. Toll, so etwas in einem Dorf zu sehen. Am schönsten ist es, durch die Natur zu radeln, bei einer Bäckerei einen Eclair zu essen und den zahlreichen Kuckucken zu lauschen. Bis zum nächsten Schloss.

Ab dem 14. Jahrhundert im 100jährigen Krieg als Verteidigung gegen England errichtet, wurde das Loiretal schlossreich und Zentrum der Macht und höfischen Lebens der Renaissance. Auch nachdem die Regierung wieder nach Paris gezogen war, blieb man der Gegend für Jagd und Sommerfrische treu. Es sind etwa 220 km bis Paris, auch in alten Zeiten keine zu große Entfernung. Wie die Menschen früher eine Vorstellung ihres Anspruchsgebiet oder ihres Landes hatten, ist schwer nachzuvollziehen. Aber es hat seit Jahrtausenden gut funktioniert. Ab einem gewissen Organisationsgrad einer Gesellschaft kann man sich verwalten. Arbeitsteilung, Infrastruktur über Wasserwege, die See und einige Straßen, ausreichend ( oder auch nicht) Kommunikation. Und Armeen, denn Nachbarn waren grundsätzlich unfreundlich.

Iris werden überall gepflanzt, wie die Märzenbecher an Englands Straßen.
Sumpfknabenkraut ( Anacamptris )
Platanen und belgisches Bier

Endlich gibt es überall Platanenalleen, etwas was man vielleicht mehr mit Südfrankreich verbindet. Gastronomisch herrscht viel der Norden, belgische Biere sind an der Tagesordnung, die regionale Küche scheint herzhaft nördlich zu sein, weniger schon mediterran. Regionalen Wein muss man, denke ich, nicht extra erwähnen, in Frankreich wächst an jeder Ecke das eine oder andere Fläschchen heran.