Bayrische Seen

und andere Vergnügungen im extra schön herausgeputzten Deutschland. Nach zweieinhalb Jahren und mit Hilfe von 5 Verkehrsmitteln (halbe Stunde Beine, 3 Stunden Bus, 1 Stunde Flieger, 8 statt 6 Stunden in 3 Zügen und 5 Minuten Auto) in dem schmucken Freizeitpark Bayern angekommen. So sieht es von meiner Warte aus – aus. Urlaubsland!!!

In meinem Elternhaus gab es jeden Abend: Igel-TV, denn Igel werden jeden Tag mit Futter angelockt, das die Knaben und Knäbinnen dann unverschämt laut knirpschen. Ein endlos unterhaltendes Schauspiel, kein Fern-, sondern Nahsehen. Nichts ist schöner als beim abendlichen Kartenspielen Geraschel in der Hecke zu hören und dann huschen sie herum, fast um die Beine.
Nach einigen Nächten kamen die Glühwürmchen hinzu und eine einsame Fledermaus drehte ihre Runden. Ein echtes Kleinstadtidyll das.

Ich habe Deutschland wiedererkannt, war ganz einfach. Sieht immer noch geputzt aus, sauber (ja, ja, ja, so wenig Müll auf den Straßen, großartig!), gepflegt, reich. Die Leute scheinen immer meckeriger zu werden, das war das einzig Schade. Es wäre nett, wenn die endlose Anzahl schöner und funktionierender Dinge auch mal betrachtet und Erwähnung finden würde. z.B. habe ich mir in Frankfurt nach der Landung sofort, obwohl ich noch einen ICE-Anschluss hatte, ein 9 Euro Ticket gekauft. Was für ein schönes Gefühl, man kommt an und bekommt etwas Vernünftiges quasi geschenkt. Nix Unnützes, was einstaubt oder gleich kaputtgeht. Ich habe es auch gut genutzt, am Feiertag, zu Stoßzeiten, auf Hauptstrecken, ich bekam immer einen Sitzplatz und alle anderen auch. Dennoch wurde es in Gesprächen mit Misstrauen und, natürlich, Besserwissen, begrüßt. Zu gut, um wahr zu sein. Steuerverschwendung. Hätte man viel früher machen sollen. Sollte man nicht nur für drei Monate machen. Hätte man gar nicht machen sollen. Bringt die Bahn in Misskredit, weil alles zu voll wird, kann kommen noch weniger Leute. Und das nach nur einer Woche Erfahrung mit dem Ticket! Beeindruckende Hellseherei hier.
Und richtig, mein Zug fiel mal aus, aber im nächsten waren nicht übermäßig viele Leute. Alles unter Kontrolle. Ich stand im Münchener Hauptbahnhof, der gerade anfängt, umgebaut zu werden und fand es sehr stressig, dies ist ein Riesenumschlagplatz für Menschen, es war so voll, wird Zeit, dass die Leute mehr Platz finden. Auf der anderen Seite, da kam ein Zug aus Rimini, da erhielten Reisende aus Hintertupfingen noch Anschluss nach Stuttgart, ein anderer Zug steuerte Nürnberg an und Paris geht immer. Dass so etwas überhaupt funktioniert, ich bewundere das. Da stecken viel Arbeit und Jahrzehnte Erfahrung drin. Man muss auch nicht den Schaffner bestechen, um reinzukommen in den Zug, und das Gleisbett ist nicht mit Billigzement verwackelt worden und investitiert wird auch. In England sind nicht einmal alle Linien elektrifiziert.

Dann gibt es auch Coronamaßnahmen, aber diejenigen der 80 Millionen Virologen und Virologinnen, die Deutschland bewohnen, mit denen ich sprechen konnte, sind sich zwar uneinig unter sich, aber irgendwie doch darin einig, dass jede gemachte Maßnahme ein Schmarrn, sogar gefährlich oder schlicht überflüssig war und gleichzeitig jede mögliche Maßnahme, die nicht gemacht wurde, die einzig richtige gewesen wäre. Vermutlich sind die Wählerinnen und Wähler schuld, denn sie haben die einzigen Nicht-Virolog:innen des Landes in die Regierung gewählt. Das scheint mir die logische Auflösung dieses Rätsel zu sein. Ich will das nicht kleinreden, ich nehme an, die Psyche des perfekten Deutschland hat sich von der Schockwelle der Ereignisse noch nicht erholt, wer wollte es ihr verdenken. Bin schließlich auch sehr deutsch. Da kann man schon mal nach einfachen Lösungen suchen oder der Ansicht sein: das war nicht perfekt, doch es muss eine perfekte Lösung geben. Es muss!

Ich saß einfach in den Zügen und ließ es mir (mit Maske) gutgehen. Wie die Pendler:innen, die sich von ihrer 3-monatigen Ersparnis jetzt hoffentlich genügend hochwertiges Essen im teuren München leisten können. Und ein paar Halbe. Fahren müssen sie ja nicht. Alle anderen: wartet doch die drei Monate erst mal ab, dann könnt ihr immer noch kritisieren. Wenn euch zwischendurch langweilig wird, findet ihr auch noch was anderes. Okay, ich weiß, das macht mich auch zur sauren Motzerin, dieses Motzen über Motzende, aber ich musste diese Welle an Negativität, die da an mich heranwallt kam, erst einmal verarbeiten. Das ganze Land schien gewillt, sich bei mir zu beschweren. Vielleicht liegt es am Gesicht?

Ich bin einfach baden gegangen, in zwei Seen, und habe im Schwimmbad hechten geübt. Zeit optimal genutzt.

Bogen schlagen

zur Bogenbrücke. Wollte ich nur erwähnen, eine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Wir sind hinübergefahren, auf dem Weg zu einem Markt und der Wieskirche.

Die Echelsbacherbrücke ist fast 100 Jahre alt und überspannt das tief eingeschnittene Tal der Ammer. Im Baujahr 1929 war sie mit 130 m die weitestgespannte Bogenbrücke ihrer Art der Welt. In den letzten Jahren wurde sie komplett erneuert (im Bild rechts sieht man im Hintergrund die eigens errichtete Behelfsbrücke), denn sie ist weiterhin notwendig. Selbst heute wären zu große Umwege zu fahren, wenn hier keine Brücke stände. Was beim Benutzen auffällt, sind die hohen und bewehrten Brückengeländer – leider hat die Brücke traurige Selbstmordrekorde geschlagen, das soll unterbunden werden. Es gibt aber extra eine Untersichtsplattform mit Parkplatz, damit man die Brücke gefahrlos bewundern kann.

Nochmal Chiemsee.