Plitsch, platsch

Wie gerne betont wird, ist Großbritannien eine Insel, etwas, das sich auf die Mentalität niederschlüge und die Bewohnenden und das Land so besonders mache. Eigenheit und nicht Vergleichbarkeit werden gerne damit begründet. Es sei dahingestellt, ob nicht ein x-beliebiger Belgier, eine Luxemburgerin oder ein Italiener sagen würde, sein oder ihr Land sei gewiss was extra Spezielles …

Tatsache ist, das Land ist von Wasser umgeben und von oben kommt auch einiges herunter. Das führt zu nassen Böden, vielen Seen und Flüssen. Der nasse Boden führte zur allgemeinen Beliebtheit der Gummistiefel. Kleiner Exkurs dazu: die Stiefel heißen Wellingtons oder Wellies, tatsächlich benannt nach dem Sieger gegen Napoleon (zusammen mit dem Preußen Blücher) in der Schlacht von Waterloo. Nun ist es keineswegs so, dass der Feldherr mit grünen Gartenstiefeln auf seinem Ross kommandierte, er trug lederne, so genannte „Hessian boots“, Hessenstiefel. Die Stiefelform wurde in Wasserdicht von der Aristokratie übernommen und kam bald beim gemeinen Volk an. Wenn sie aus echtem Gummi sind, sind sie erstaunlich bequem, werden beim Gassi gehen und Garteln benutzt und man möchte sie nicht missen.

Wenn man nicht vor der Nässe geschützt werden möchte, sondern vielmehr hineinhüpfen will, hat man, wie gesagt, rundum Meer zur Auswahl, in jeder Richtung der Kompassnadel. Wo genau sich der Ort befindet, der am weitesten vom Meer entfernt ist, ist Gegenstand vieler Debatten. Soll man Küsten mit großem Tidenhub miteinbeziehen? Wo hört das Land auf? Gelten Flüsse, die von Ebbe und Flut bis weit in den Mittellauf beeinträchtigt werden, als Meer? Um das Problem damit nur ein bisschen anzureißen. Eine befriedigende Lösung scheint nicht gefunden, die Anwort hängt daran, wen man frägt.

Hat man das Meer dann umstandslos erreicht, sind Strände in großer Menge vorhanden. Bild: Cromer im Juni. Wasser kühl, aber angenehm. Anzahl der Badegäste: 1.

20160616_115612

Früher konnte man in eines der Salzwasserfreibäder gehen. Viele davon sind abgelassen (wir berichteten vom Lido in Grange-over-Sands, s.b. Bild unten).

Grange Lido1

Ein paar Pools haben überlebt, so der vielleicht einzige Inlandssalzwasserpool des UK, im uns nahe gelegenen Nantwich.

nantwich-pool-web-462x300

Der Pool ist aus den 1930ern, voll renoviert und Teil einer öffentlichen Freizeitanlage. Praktisch im Stadtzentrum, allerdings eine Art Geheimtipp. Wir wurden nur durch einen Besuch aus Deutschland aufmerksam, der sich nach Schwimmbädern umsah. Der Besuch hat es nicht geschafft, aber ich mache die Probe:

Die Anlage ist gepflegt, die Duschen sauber, die Schließfächer zahlreich und es gibt etwas Rares: Liegeplätze. Bäder, innen wie außen, haben kaum diese wunderbaren Liegewiesen wie in Deutschland, es ist alles sehr spartanisch auf Wasser ausgerichtet. Nun, Liege“wiese“ findet sich hier auch nicht, es gibt jedoch ein paar Liegen, einen Hartbereich und etwas künstliches Gras, auf dem es sich gut das Handtuch ausbreiten lässt.

Das Wasser im Becken ist nicht so salzig wie das Meer, doch durch die Salzzugabe vermeidet man Chlor oder Ozon, es stinkt also nicht. Eine schöne Sache.

Das ist das einzige öffentliche Freibad weit und breit, die Bäderlandschaft ist begrenzt.


Bleiben Flüsse und Seen. Auch hier wenig Infrastruktur, zumindest hier im Norden. Viele Seen sind Stauseen wie das Alwenstaubecken in Wales, hier wird schon an der Staubrücke eindringlich vor dem Ertrinken gewarnt (ein Plakat mit einem auf dem Wasser schwimmenden Blumenkranz).

Der Stausee ist jedoch von schönem Moorgelände umgeben, und es gibt Blaubeeren. Nach 2 Stunden habe ich 2 kg zusammen, das wird eine sehr aromatische Marmelade. Dann noch den See umwandert (11,5 km), die größte Ansammlung von Fliegenpilzen, die ich je gesehen habe, bewundert – mehrere Hundert, vielleicht sogar Tausend und dann doch zum Baden. Natürlich nicht hier, ich will ja noch was von der Marmelade haben, sondern im Lieblingssee Lake Bala. Ganz schön frisch, aber erfrischend.

Bala