Best of Mallorca 1

Wir sind nicht die ersten, die es wieder wagen, ins Ausland zu reisen. Ich habe ein Auge drauf gehalten, wie das in der neuen Welt, in der wir leben, abläuft, Formulare, Testregimes, und so weiter, und Bekannte ausgehorcht: Der Tenor lautet, es ist machbar. Dann wäre es doch schön, ein bisschen Winterlicht aufzusaugen! Nicht zu weit weg, aber sonniger als Plymouth. Wir haben uns für Mallorca entschieden, wo wir gefühlt die einzigen Deutschen sind, die noch nie da gewesen sind. Wenn Corona etwas gezeigt hat, dann, dass das Leben kurz ist und man sich erfüllbare Wünsche erfüllen sollte.

Zwischen Buchung und Abreise haben sich Coronazahlen und Reisebürokratie noch einmal verschärft, Reisen ist wieder spannend geworden. Dazu weiß man nie, ob man ankommt, denn kurzfristig kann immer ein Zug wegen Personalmangels ausfallen. Am Ende hatten wir eine absolut störungsfreie Reise (beruhigend langweilig), bei der unsere Papiere aber auch alle geprüft wurden, wir haben nichts umsonst ausgefüllt. Es ist das Zeitalter der QR- und Bar-Codes. Fliegen als Privatangelegenheit gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr, die Überwachung fand aber immer im Hintergrund statt. Wegen der Seuchengefahr ist das nun – eigentlich ganz gut so – in das öffentliche Bewusstsein gerückt.

Wir wohnen in Palma, einer Stadt mit fast einer halben Million Einwohnenden, in einem größeren Hotel mit ungeheiztem Pool. Um es gleich zu sagen: außer mir habe ich da noch nie jemanden drin gesehen. Das Wasser ist schon frisch, aber mit meiner Ärmelkanalabhärtung in Ordnung. Das Meer dagegen, in dem ich auch so ziemlich die einzige Badenutzerin bin, ist wie Plymouth im Sommer: Badewanne!

Insel erkunden

Das Mallorquinische Bussystem ist genial (und ich denke, das gibt es noch nicht lange in dieser Form): man kann es mit jeder Kredit- oder EC-Karte benutzen. Ohne Freischaltung, ohne Voranmeldung, ohne Gebühren. Offenbar haben die Verkehrsbetriebe einen Vertrag mit Visa, Mastercard und dergleichen abgeschlossen. Bei Einsteigen scannt man ihre Karte, beim Aussteigen auch wieder. Fertig. (das Wörtchen “ihre” steht mit Absicht da. Sprache muss lebendig bleiben und auch mal aufgemischt werden.)


Irgendwann stolpern wir auch über eine Karte mit der Erklärung der Tarife;-) damit wir überhaupt wissen, was uns da abgeknöpft wird. Die Insel ist in Zonen unterteilt und wenn man eine Zahlgrenze überfährt, wird es teurer. Man kann übrigens auch in bar bezahlen, das kostet aber deutlich mehr. Die Einheimischen erhalten eine Karte zum Aufladen, ihre Tarife sind noch billiger als die EC-Karten Preise.

Palma ist wunderschön und teuer wie England oder Deutschland. Lohnt aber bei der Atmosphäre, in die man eintauchen darf. Davon später mehr. Zuerst wollen wir wandern in den Tramuntanabergen im Norden der Insel. Das ist ein Weltkulturerbe, erfahren wir, man lernt jeden Tag dazu. Nach der Busfahrt und etwas wandern ist auch klar, warum: weil’s so schön ist. Wer hier nur zum Saufen hinfährt (und das ist nach wie vor der Ruf, der in meinem Kopf feststeckt), der ist selber schuld.

Wie von Vatern versprochen, die Wanderbeschilderung auf Mallorca ist vorbildlich.

Das ist der Strand des Dorfes Banyalbufar. Auf diese außerplanetarisch wirkende Bucht (zumindest bei mir) gelangt man über gut in Schuss gehaltene Treppen. In der Mitte ein Süßwasserfall. Sonst Steilküste. Sieht man nicht alle Tage.

Wandern, wo andere Fahrrad fahren. Die berühmte Serpentinenstraße über den Paß nach Sóller. Eigentlich wollen wir in die Gärten von Alfábia. Im Netz steht täglich geöffnet, der Bus hält vor der Haustüre. So weit, so gut. Ansonsten befindet sich an der Stelle nur die Einfahrt zum neuen Tunnel nach Sóller, keine Ortschaft. Am Ausstieg sieht es verdächtig ruhig aus. An Eingang dann ein offenbar seit Jahren dort befindliches Schild: von November bis Februar grundsätzlich geschlossen. In der Nebensaison rechnen wir mit allem, also auch Schließungen und Rückschlägen, deshalb nehmen wir das mit Fassung. Nun, auf den nächsten Bus in einer Stunde warten oder Plan B ausführen: neben der neuen und belebten Hauptstraße befindet sich noch die alte Landstraße nach Sóller, die berühmt ist bei Radsportelnden im In- und Ausland. Wir sprinten über den Kreisverkehr und biegen auf die erste Serpentine ein: Ruhe und Frieden. Ab und zu ein einheimisches Auto und deutlich öfter ein Rad, das uns entgegenkommt oder uns mit atemberaubender Geschwindigkeit nach oben zu überholt. Die Steigung beträgt nur um die 5%, aber 5 km weit hoch? Das will ich mir mit meinem Stadtrad gar nicht vorstellen, viel zu anstrengend. Einige der Radelnden sehen auch etwas verbissen aus, den meisten scheint es aber Spaß zu machen. Die grüßen auch freundlich. Wir treffen auf Einzelfahrer im Deutschlandtrikot. Wir schließen nach einiger Zeit darauf, es ist eine deutsche Mannschaft, die hier trainiert. Die jungen Männer gehören zu den Verbiesterten, wir ersparen ihnen den Opa- und Oma Smalltalk mit uns;-)

13 km sind es auf dieser Straße nach Sóller. Die Hälfte in der angenehmen Wintersonne durch Olivenhaine, die zweite Hälfte im Baumschatten von Pinien und Steineichen auf der Nordseite. Zum Schluss noch 2 km am Straßenrand der Hauptstraße entlang, geht aber auch. Auf Teer gegangen natürlich kein idealer Wanderweg als solcher, man ist gut beraten, geeignete Schuhe zu tragen. Aber was für ein wunderschöner Weg! Sollte in jedem Wanderführer drin stehen.