Der Englandblog hat gerade eine gewisse Auslandslastigkeit. Zuerst die Post-Coronaflügel nach Spanien ausgestreckt, dann der andauernde Alptraum Ukrainekrieg, der den Blick auf den Osten lenkt. Und für dessen Unterstützung ich mich mit meinem Chor heiser gesungen habe, krank wurde ich durch den zugigen Singort auch, doch kein Corona. Nun wieder raus aus England. Dieses Mal versuchen wir Frankreich. In den UK ist sowieso nicht viel los, Johnson hat einen Lockdownbruchskandal (Parties in Downing Street) nach dem anderen an der Backe, weigert sich aber, zurückzutreten, und seine Reaktion auf die Energiekrise, die es schon vor dem Krieg gab, lautet: in 30 Jahren haben wir schöne neue Atomkraftwerke für euch fertig, meine lieben Fans, bis dahin ist es halt besser, reich zu sein. Also der übliche Wahnsinn.
Mal sehen, wie ein zwischen Mitte und extrem rechts gespaltenes Frankreich aussieht. Bis vor kurzem musste man bei der Einreise aus den UK eine so genannte Ehrenerklärung unterzeichnen, man habe in den letzten 2 Wochen weder Symptome gehabt noch Kontakt mit Infizierten. Bei Inzidenzen von bis zu jede 13. Person hat irgendwie Corona kann man das nicht versprechen. Aber nun fiel das weg, man musste nicht lügen und brauchte nur den Booster nachzuweisen. Nach 2 Jahren Zwangspause benutzen wir unsere Coronafährgutscheine und schiffen auf der Armorique ein. Die gehört zu Brittany Ferries, nicht zu P&O Ferries, die kürzlich alle ihre Leute entlassen haben, um sie mit Billigpersonal zu ersetzen. Ein Schritt, der sogar nach den lockeren brit. Arbeitsgesetzen illegal war, aber sie sind bereit, die Strafe zu zahlen, Hauptsache, das Eignerkonsortium ist zufrieden. Das empört sogar die Kapitalist:innen bis auf Regierungsebene und wir würden mit P&O jetzt nicht fahren. Brittany Ferries bringt uns über Nacht in der Kabine mit Stockbett ruhig nach Roscoff. Ein bisschen Zug-Liegewagen Nostalgie kommt durch das Stockbett auf. Die Liegewagen waren jedoch immer gefühlt leicht siffig. Auf dem Schiff ist es wie immer wie geleckt, Seeleute verstehen auf der Welt am besten, wie man sauber macht. Finde ich.
Mit Bus und Zug geht es nach Blois. Dazu wird über Paris Montparnasse gefahren. Ein Riesenumweg, und Montparnasse ist nicht der schönste Bahnhof, aber so laufen eben die Gleise.
Aus Sicherheitsgründen haben wir Zeit eingeplant, so sind wir nach 24 Stunden am Ziel. Knapper getaktet, ginge es in 20 Stunden. Die Wartezeiten ermöglichen es uns, in der Bretagne ein erstes Croissant zu uns zu nehmen. Bin kein Croissantfan, doch vom guten Bäcker ist es doch was ganz anderes.