Wir radeln durch das helle Frühlingsgrün. Das Laub im Wald leuchtet mit den Rapsfeldern um die Wette. Inmitten der Landschaft stehen Schlösser. Manche recht gut besucht, manche schön ruhig.
Der erste Höhepunkt hinter Blois ist Chambord. Es wurde als Jagdschloss errichtet, für wenige Wochen im Jahr nur, in einem Sumpf, der im Sommer mückengeplagt war und im Winter fies kalt. Aber egal, Hauptsache, man sah gut aus dabei. So alle 100 Jahre wurde umgebaut, neu möbliert oder renoviert. Im Zuge der Gemütlichmachung wurde auch der Sumpf trocken gelegt.
Wenn man diese Pracht sieht, wundert man sich weniger, warum die französische Revolution so überhand nahm. Der Kontrast zwischen denen, die dachten, ihnen stünde alles zu, und den vielen anderen ist hier noch mehr auf die Spitze getrieben als in den UK. Von Deutschland ganz zu schweigen. Es ist obszön, dieses Anspruchsdenken. Die Zurschaustellung der Macht wirkt leicht paranoid, als hätte man seinem Glück doch nicht so recht getraut. Ich verstehe alle, die fleißig mit dem Giftfläschchen unterwegs waren, um ein Stück des kleinen Kuchen abzukriegen. Hat aber Hunderte von Jahren funktioniert, kurze Zäsur der Revolution und schon ging’s weiter. Bis 2010 wurden hier noch, wie in anderen Schlössern Frankreichs, präsidentiale repräsentative Jagden abgehalten. Pompidou hat Dutzende Wildschweine mit Jagdfreunden aus aller Welt im Dienst der Republik erlegt. Erst Sarkozy hat diesen Pomp, zugleich mit anderen Privilegien, als unzeitgemäß abgeschafft. Jetzt geht es ja vielen, darunter auch uns, viel besser, und das ist die richtige Richtung. Packen wir das Gift wieder ein.
Wie Gott in Frankreich
Ich esse Sachen wie kleingehackte Gans und Gänseklein? und warme geschmorte Radieschen. Unbekannte Worte. Wir sind ja nicht hergekommen, um nichts Neues zu erleben. Schmeckt auch.
Jedes Frühstück besser als das vorige.
Doch Natur ist am besten. Mit unseren Leihrädern zuckeln wir von vorgebuchter Unterkunft zur nächsten. Unsere Radanbieterin hat uns Routenkarten, eine ausgedruckte Wegbeschreibung und eine App mit gps Verfolgung zur Verfügung gestellt. Die App spricht mit uns an Wegkreuzungen. Eine männliche Stimme, wir nennen sie Eric, ein internationaler Name. Sobald wir vom Weg abweichen, sagt er uns das. Und wieder. Und wieder. Ein treuer Kamerad. Sehr praktisch.